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.. ist die einzige Möglichkeit

Mail an den FC Sankt Pauli in Sachen Deniz Naki

Sehr geehrte Herren Littmann, Schulte, Stanislawski und Bönig,

wie Sie sicher bereits bemerkt haben, hat das Geschehen rund um das Spiel in Rostock und insbesondere der Vorfall um den Spieler Deniz Naki einiges Aufsehen erregt.

Ich bin Vereinsmitglied, Dauerkarteninhaber und verbringe einen großen Teil meiner Freizeit mit der Unterstützung des Vereins und aus Begeisterung führe ich auf privater Basis ein Fan-Blog des FC Sankt Pauli.

Ich habe das Spiel „nur“ im Fernsehen gesehen, weil für mich eine Mitfahrt unter den bekannten Umständen nicht in Frage kommt. Ich habe die aufgeheizte Atmosphäre durch Vor-Ort-Berichte per Telefon/SMS mitgeteilt bekommen und in der Fernsehübertragung des DSF genug gesehen, um zu wissen, dass die Stimmung erwartungsgemäss emotional geprägt war. Den Torjubel von Deniz Naki habe ich gesehen, die Geste, die er gemacht hat, habe ich letzte Woche bei meinem Chef im Teammeeting auch schon gesehen, da hiess sie „Klappe halten“, weil er einen Anruf erhielt und sein eigenes Wort nicht verstand.

Was immer Deniz Naki wirklich damit gemeint haben könnte, ist mittlerweile ohnehin nur noch Spekulation. Dass diese Geste -so ausgelegt, wie sie das wurde- mit einer Strafe zu belegen ist, ist unstrittig. Dass diese Strafe in dieser Höhe vom DFB angesetzt würde, ist nicht angemessen.
Hätte der Schiedsrichter das gesehen und eine rote Karte vergeben, wären es zwei Spiele gewesen. Wenn man berücksichtigt, dass Naki sich danach öffentlich entschuldigt hat und die Drei-Spiele-Sperre angeblich noch die milde Variante war, frage ich mich, wo die Verhältnismässigkeit bleibt.

Dieser noch sehr junge Mann hat wahrscheinlich das erste Mal in seiner Fußballkarriere in einem so hasserfüllten Umfeld spielen müssen. Dass angesichts der Vorberichterstattung und der sich bewahrheitenden Umstände die Gemüter erhitzen, sollte niemanden wundern. Dass die Spieler mit Sicherheit das unsäglich schlechte Transparent und die Gummipuppe zum Unfall des Fans „Mini“ vor Augen hatten, Hetzgesänge und 90minütiges Scheiss-St.Pauli das Spiel begleiteten, dass in einigen Ecken (so im Hansa Rostock Forum zu lesen) das U-Bahn-Lied abgesungen wurde, dass Naki nach eigener Aussage als „Kanake“ beschimpft wurde, geht in Ihrer Entschuldigung völlig unter. Dass nach dem Spiel ca. 24 verletzte Polizisten auf das Konto Rostocker Hools gehen, entgleitet angesichts Ihrer fast büßerisch daherkommenden Kotaus fast der allgemeinen Aufmerksamkeit. Sie haben durch Ihr bisheriges Verhalten dazu beigetragen, dass eine unbedachte Geste alles andere überlagert. Sie machen Deniz Naki zum Sündenbock und lassen zu, dass das Umfeld, das wesentlich dazu beigetragen hat, dass es so weit gekommen ist, sich im Mantel des Schweigens verhüllen kann.

Wo ich hinschaue, lese und höre ich nur: „St. Pauli entschuldigt sich, Deniz Naki entschuldigt sich“ – hat Hansa Rostock sich in dieser fast peinlich-devoten Form bei St. Pauli entschuldigt für die rassistischen Übergriffe gegen Morike Sako letztes Jahr? Sind von Hansa Rostock-Seite irgendwelche nennenswerten Anstrengungen unternommen worden, auf diese unhaltbaren Zustände einzuwirken? Wir erinnern uns zum Teil gern an die darauffolgende Pyro-Aktion am Millerntor, die uns letztlich beim Siegen half, dennoch kann ich mich nicht erinnern, dass auf den wortgewaltigen offenen Brief von Ihnen, Herr Littmann, der die Vorfalle rückhaltlos aufgeklärt sehen wollte, irgendeine erhellende Antwort kam. Weder vom DFB noch von Rostock. Das haben Sie im Sande verlaufen lassen, weil Sie den DFB und seine seltsamen Entscheidungen ja schon länger kennen.

Ich habe heute eine Email an den DFB geschrieben (den Wortlaut können Sie im Blog nachlesen unter https://santapauli.wordpress.com/2009/11/04/mail-an-den-dfb-zur-sperre-des-spielers-deniz-naki/), die Reaktion des DFB ebenso.

Dass wir von dem frischgebackenen Leo-Baeck-Preisträger nichts anderes erwarten, ist sicher verständlich. Der Außenwirkung muss man Genüge tun, indem man sich per Lippenbekenntnis von Rassismus und Homophobie in Fussballstadien distanziert. Das macht der Herr Zwanziger gut, es ist bisher noch jeder drauf reingefallen, auch die Preisverleiher wieder. Dass die Realität des Herrn Zwanziger sich anders darstellt, fällt aber uns Fans auf.

Honi soit qui mal y pense, die Montagabend-Spielansetzung vermittelt fast den Eindruck der Methode. Braucht man das Derby zum Statuieren von Exempeln?
Anscheinend. Und in diesem Fall arbeitet mein Verein, meine Vereinsvertreter dieser Taktik auch noch zu.
Es kann nicht sein, dass ein junger Spieler, der in der Hitze des Gefechts etwas Unüberlegtes und Dummes tut, jetzt mit Hilfe meines Vereins zum übelsten Unhold, der je durch die Bundesliga gegeistert ist, abgestempelt wird.

Um es an dieser Stelle klarzustellen: die Pyro-Aktion im Gästeblock ist nicht akzeptabel. Es ist verboten und ebenfalls zu ahnden.
Die Geste Deniz Nakis ist nicht akzeptabel, wenn man sie als „Kehle durchschneiden“ interpretiert und ebenfalls zu ahnden. Das Plakat „Follow your leader..“ auf unserer Seite ist ebenso verzichtbar, ich heisse nicht alles gut, was bei uns Fans kreiert wird.
Aber bitte doch Strafen in einer Verhältnismässigkeit, die man nachvollziehen kann! Ich sehe Sie alle vor meinem geistigen Auge sich im Staube vor dem DFB winden für eine Aktion, die in einem anderen Spiel maximal einen Verweis durch Karte gegeben hätte. Wobei es in einem anderen Spiel nicht soweit gekommen wäre. Dass es so kam, wie es kam, ist vom DFB durch die Spielansetzung begünstigt worden, das bestätigt auch, was die Vorfalle nach dem Spiel angeht, die Polizei. Man hat das Gefühl, es kam, wie es kommen sollte.
Deniz Naki jetzt für drei Spiele wegen grober Unsortlichkeit zu sperren UND ihn von Vereinsseite mit einer Geldstrafe zu belegen, ist nicht im Rahmen der nachvollziehbaren Maßregelungen, es dazu aber noch so weit kommen zu lassen, dass diese Geste alles überlagert, was auf Rostocker Seite zu sehen und zu hören war an groben Unsportlichkeiten, ist enttäuschend und wird von Ihnen allen unterstützt.

Lesen Sie im St. Pauli Forum im Deniz Naki-Thread bei Fußballgötter und Sie werden sehen, wie die Fan-Seele kocht. Obwohl sich alle einig sind, dass Strafe sein muss. Es sieht so aus, als hätte der DFB es jetzt sogar geschafft, den Verein und seine Fans gegeneinander aufzubringen. Lassen Sie sich nicht zu Handlangern dieses pseudo-politically-korrekten Herrn Zwanziger machen, der den Verein und auch Sie instrumentalisiert, um Preise zu erringen, die er als Allerletzter verdient hätte.

Zeigen Sie mal Flagge. So wie Deniz.

Mit freundlichen Grüßen

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50 Gedanken zu „Mail an den FC Sankt Pauli in Sachen Deniz Naki

  1. Lars Fischer sagte am :

    Recht so!

  2. Sehr gut geschrieben. Treffender geht es nicht.

  3. Pingback: uberVU - social comments

  4. Die Aktion vom Spieler ist trotzdem sehr unglücklich. Die Strafe ist lächerlich. Bin mal gespannt ob der DFB überhaupt reagiert.

  5. Wo darf ich unterschreiben?
    Ich darf in diesem Zusammenhang auch nochmal daran erinnern, inwiefern sich Rostock letztes Jahr für die zahlreichen verletzten Fans, für die homophoben Fangesänge während des kompletten Spieles entschuldigt hat, nämlich gar nicht.

    Ich darf daran erinnern, inwieweit sich der Verein nach dem Polizeiangriff auf das Jolly Roger im Juli geäussert hat, nämlich gar nicht (sieht man mal von einem seidendweichen „Wir fragen mal bei der Polizei nach“ ab, und das, obwohl Vereinsangestellte Opfer dieses Angriffs waren).

    Es ist mehr als augenscheinlich, zwischen welchen Organen die Zusammenarbeit der Pressestelle des FC St. Pauli sehr schnell, binnen Stundenfrist klappt – und wo sie auch nach Monaten des vergeblichen Wartens kläglich versagt hat.
    Und DAS ist nicht mehr mein FC St. Pauli (wenn ich das mal so pauschalisiert sagen darf…)

  6. Ich denke, weder DFB noch der Verein werden irgendeine Reaktion zeigen.
    Es geht ja auch nicht um die Aktion von Naki, die ohne Frage nicht in Ordnung war, sondern mehr um die vollkommen überzogene Reaktion von DFB und Pauli.
    Aktionismus von beiden Seiten. Oder wie ich gerne sage: Operative Hektik anstelle strategischer Planung.

    • Natürlich wird der DFB außer der Textbausteinmail nicht mehr reagieren.
      Von meinem Verein erwarte ich allerdings mehr. Was durchaus zu einer Intensivierung der Enttäuschung führen kann, das ist mir klar.

  7. Angesichts der Fan-Reaktionen bleibt dem Verein – aus dem Gesichtspunkt gesunder Menschenverstand – nichts anderes übrig, als auf irgend eine Weise zu reagieren.
    Lassen wir uns also überraschen. Neugierig auf die Reaktion, wie auch immer sie ausfallen wird, bin ich auf jeden Fall.

  8. Liebe Jeky,

    ich habe mich über die Mondlandung des jungen Herrn Meer auch diebisch gefreut, nämlich heimlich. Ich stelle mir dann immer vor, das hätte sich so am Millerntor zugetragen. Muss mir gar nicht Hansa vorstellen, Cottbus reicht da schon oder Hannover 96, die da ihre Fahne in unseren Rasen pflanzen.

    Klar, das kann man nicht ohne den Kontext an der Ostsee bewerten, und die Höhe der Strafe kann man kritisieren. Auch die Rolle der 3Ds (DFB, DFL und DSF) ist hier nicht ruhmreich – da sind wir wohl einer Meinung vgl. http://fussball-lebt.de/?p=162 – Letztlich hat Deniz Naki als Profifußballer aber eine Grenze überschritten, die ihn uns sympathisch macht, die in seinem Beruf aber ein Tabu darstellt.

    Dass sich der FC St. Pauli übrigens für die Pyro-Spacken entschuldigt, finde ich höchsterfreulich. Das ist ja soo Cottbus, das will ich nicht – schon gar nicht, wenn Menschen verletzt werden.

    … achja, was Rostock macht ist mir in diesem Zusammenhang fast egal. Who the fuck …?

  9. Piet sagte am :

    Ganz ehrlich: Angesichts der unglaublichen Szenen in Rostock vergangenes Jahr und angesichts der Szenen mit HRO am Millerntor fand ich die „Follow you Leader“-Aktion an die Adresse der Rostocker Nazi-Hools völlig in Ordnung. Was heißt’n das? Das heißt: „Fahrt zur Hölle, ihr XXX!“ Wenn wir selbst das gegenüber dieser Klientel nicht mehr formulieren sollen dürfen, gegenüber wem den dann? Da gerät doch etwas aus den Fugen. Nochmal: Es richtete sich gegen die „U-Bahn-Lied“-Singer und ihre Abnicker, Mitmacher! O.K., muss man nicht toll finden, aber es ist doch eine ganz andere Ebene als die makabere „Hals-und-Beinbruch“-Aktion.

    Was Nakis Geschichte angeht: Hätte ich gewusst, was daraus folgen würde (enorm hohe Strafe abnicken, einknicken, Sie haben das wunderbar beschrieben), während schon jetzt absehbar ist, dass die Flachwasser-Kapeiken für ihr in Teilen rassistisches und gewalttätiges Verhalten _schon_ wieder ungeschoren davon kommen (was sagt denn das bitte aus: Weiter so, denn Rassismus, Antisemitismus und Sexismus sind gar nicht so schlimm), hätte ich bzgl. seiner Geste nicht mal mehr zögerlich reagiert, ob das wohl ein geschicktes Verhalten war oder nicht, sondern mich sofort hinter ihn gestellt und gesagt: Richtig so, haste gut gemacht, mien Jung!

    Kogge versenkt! Gäbe es morgen einen Button „Halsabschneider“, ich würde ihn mir anstecken!

    Aber ich merke schon, wie es mir selbst hier schwer fällt, mich verbal zusammenzureißen, daher meine Hochachtung für Ihre zurückhaltende Art zu Schreiben, Frau Jekylla. MIR kommt schon wieder die Galle hoch!

    In Anlehnung an einen älteren Slogan: SCHEIß DFB! Scheiß auf political correctness!

    • Ich fands halt nicht toll, stelle das aber auf keinen Fall auf eine Stufe mit der „Hals- und Beinbruch“-Nummer, nicht missverstehen!
      Sie wissen ja, ich habe mir mit meinem Deeskalationsgerede schon oft Häme abgeholt auch im Forum, ab liebsten wäre mir schon immer gewesen, dass man nicht ein Plakat und die Farbe dafür aufwendet, sondern sie einfach ignoriert. Was aber eben nicht funktioniert. Wir sind mit dafür verantwortlich, dass sie den Stellenwert haben, den sie haben. Reaktion ist Wertschätzung.

      „Flachwasser-Kapeiken“- sehr schöner Ausdruck, übrigens. Die Galle kam mir den ganzen Tag hoch, bei jeder Zeitungsmeldung, die hereintickerte.

    • „Scheiß auf political correctness!“ – das Argument kenne ich sonst nur von Gegenüber – wirklich, das ist mein Ernst – hier müssen wir differenzierter sein, um uns selbst gerecht zu werden – und wenn es heisst sich anständig zu entschuldigen. Das ist doch nicht die schwächste Haltung?

      • Auf DIESE political correctness sch… ich aber auch
        http://www.saarbruecker-zeitung.de/nachrichten/sport/sport1/sport/fussball/fcs/news2liga/Fussball-Kriminalitaet-Nach-Krawallen-Zwanziger-droht-mit-Geisterspielen;art16812,3085363

        Erst die Saat auslegen und dann Geisterspiele ernten, um als der Hardliner einen weiteren Preis einzuheimsen? *brech*

        Was die Entschuldigung per se angeht: wer in der Lage ist, sich für Fehler zu entschuldigen, beweist Größe.
        Aber das verpflichtet nicht zum Tragen eines Büßergewandes.

      • Piet sagte am :

        Oh, ich bin normalerweise sehr! für political correctness! Bitte nicht missverstehen, Jeki hat es richtig ausgedrückt: In diesem Fall, in dieser Sache. Ansonsten gebe ich Ihnen absolut Recht: Wir haben unser eigenes Niveau, welches wir uns von niemandem diktieren, uns da keineswegs nach unten ziehen lassen sollten. Ich fand auch vollkommen richtig, dass sich der Verein umgehend von der Pyro-Aktion distanziert und um Entschuldigung gebeten hat, unabhängig von (bevorstehenden) Strafen oder dem Verhalten Hansas selbst. ABER: Ich bin sehr dafür, die Doppelzüngigkeit des alten Mannes auf einen kurzen Nenner zu bringen, DAS war mit dem „politisch Unkorrekten“ gemeint: Scheiß DFB!

        @ Jeki: Ich bin in der Deeskalationsgeschichte sonst ganz auf Ihrer Seite, wirklich. Aber ich bin sehr dafür, Nazis Nazis zu nennen, Hools Hools und Hansa-Schal schwenkende Brandbeschleuniger als das zu entlarven, was sie sind, wenn sie gegen dieses Pack das Maul nicht aufkriegen, im Gegenteil nur wieder von „unpolitisch“ faseln. Ein Hansa-Plakat wie das genannte „Pro Rivalität, gegen Gewalt“ kann ich dennoch herausheben und lobend anerkennen, was ich an verschiedenen Stellen getan habe. DAS nämlich ist ein Anfang. 😉

        • Ich weiß, daß Sie immer einer derjenigen sind, der pro Deeskalation spricht. Das Plakat fand ich auch gelungen, es ist so jammerschade, dass sie es nicht dabei belassen konnten. Aber wie Sie so richtig sagen: ein Anfang ist es!

  10. „Aber das verpflichtet nicht zum Tragen eines Büßergewandes.“

    jope

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  13. Maximilian Lutz sagte am :

    Stark!

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  15. Stedtler sagte am :

    Vielen Dank! Dem gibt es nichts hinzuzufügen!

  16. Björn sagte am :

    Spricht mir aus dem Herzen. Und noch was: Warum wird bei der Sperre für Deniz (wenn sie denn sein muss) nicht berücksichtigt, dass er vorher rassistisch provoziert worden ist? Müssen sich die Spieler alles gefallen lassen? Wir Fans sollten uns an der Geldstrafe beteiligen. Solidarität mit Deniz Naki!!

    • Nach eigenen Angaben von Deniz Naki hat es vorher auch Feuerzeuge geregnet. Das ist aber anscheinend auch alles nicht von Interesse.
      Das mit den Zeugen ist eben so eine Sache. Fans von St. Pauli sind wohl ebenso glaubwürdig wie Spieler. Nicht. Und Fernsehbilder sind erst dann glaubwürdig, wenn der DFB sie als glaubwürdig kategorisiert. Vorher nicht.

      Ich finde die Geldstrafe angesichts der „Vorleistung“ des DFB im Übrigen jetzt auch beinahe verzichtbar.

      Auch hier nochmal: die Geste war nicht in Ordnung. die Pyro war nicht in Ordnung. Es geht nur um den weiteren Verlauf.

      • Piet sagte am :

        Feuerzeuge? Ach was. Der freundliche Herr hat unsere Spieler bei Eckstößen vorm bösartigen Rostocker Nieselregen geschützt. Eine freundliche, hier wieder mal bösartig gegen die Rostocker Fan-Szene gewendete Geste der Gastfreundschaft.

  17. Le Duc de St Paul sagte am :

    Super Brief – finde aber die Geste von Naki überhaupt nicht bestrafenswert. Asamoah ist damals auch ungeschoren für sowas davongekommen.
    Scheiß-DFB-Willkür!

  18. Steppek sagte am :

    Mal was anderes: Gab’s inzwischen schon eine Reaktion des Vereins auf die Mail?

    • Nein.
      Mal realistisch betrachtet: was sollen sie auch sagen? Ich bin hier eine Einzelperson, die sich echauffiert, habe sicherlich das eine oder andere gute Argument, das eine oder andere überzogen emotionale Argument, habe von Vereins-/DFB-Interna keine Ahnung – bin also bloss ein Fan. Soll man mir gegenüber zugeben, Fehler gemacht zu haben? Wohl kaum. Hätte der Verein standardisierte Textbausteinmails, hätte ich sicher eine bekommen mit dem Tenor „interne Klärung etc etc.“ Muss ich aber auch nicht haben. Dann lieber nichts als solche Worthülsen.
      Aber ich gehe davon aus, dass es der eine oder andere vom Verein gelesen hat. Ist ja auch schon was.

  19. Steppek sagte am :

    Äh… wie jetzt? Du hast das geschrieben in der Erwartung, dass niemand reagiert? Schräg, irgendwie. Und wenn ich an Stelle der Herren L., S., S. und B. sitzen würde – ich denke schon, dass ich eine Antwort darauf hätte, vielleicht sogar eine individuelle. Sie könnten zum Beispiel komplett zu ihrem sehr entschiedenen Vorgehen stehen und finden, dass ihr Verhalten korrekt war. Ist ja auch eine Deutungsmöglichkeit. Zwar nicht meine, aber die Welt ist bekanntlich bunt.

    • Ich hab das geschrieben in der Hoffnung, dass jemand reagiert, aber nicht mit der Erwartung. Unterm Strich der entscheidende Unterschied.
      Diese Hoffnung beinhaltet auch eine Mail des Tenors „wir stehen entschieden zu unserem Verhalten“.

  20. Puh. Ich hab da lange drüber nachgedacht. Hab ja auch selber versucht was zu schreiben, aber das bleibt mir eigentlich schon fast zu sehr an der Oberfläche. Naja.

    Ich *glaube* dass der Verein hier richtig handelt. Deniz hat – definitiv – eine Grenze überschritten, die in dem Business exisitert. Ob man die Sinnvoll findet oder nicht sei mal dahingestellt. Und dafür muß er „büssen“. Ich bin mir relativ sicher, dass man ihm (sei es in Form des Trainers oder von anderen Stellen) auch „väterlich“ beiseite steht und ihm erklärt, warum.
    Ich glaube auch, dass hier das – ich sag mal politisch-diplomatische Handeln des Vereins korrekt ist. Ja, natürlich könnten wir jetzt laut losbrüllen „die waren aber schlimmer“. Nur bringen wird das auch nichts. Von daher sehe ich das ähnlich wie ring2 – damit, dass sich Deniz und der Verein entschuldigen, sagen wir nichts über die anderen, nur was über uns. Und was wir über uns sagen ist IMHO das richtige. „Wir reflektieren, wir stehen dazu, dass wir Fehler machen, wir versuchen, das zu lösen und sie zu vermeiden“.

    Wenn Rostock diese Größe nicht hat, bleiben wir halt moralischer Sieger, ändern würden wir noch weniger, betrieben wir jetzt massives „Die aber auch“.

    • Wir sind uns doch in fast allen Punkten einig. Strafe: ja. Entschuldigung: ja.
      Und dass sicher intern zwischen Stani und Naki klärende Gespräche über Do’s und Don’t’s stattfinden, davon gehe ich aus.

      Aber tatenlos zuzulassen, wie Naki jetzt in den Medien in kleine Stücke gehäckselt wird und das noch zu allem Überfluss ein Zachhuber angesichts seiner Fankulisse kritisch den Mund aufmacht, als wäre vor seiner Tür nicht zu kehren, DAS ist das, was ich nicht so hinnehmen will.

      Wie es im Forum jemand sagte, da müsste der Verein auch öffentlich klärende Worte finden. Dieses Prinzip, immer auch die rechte Wange hinzuhalten, führt auf Dauer zu einem knallroten Gesicht. Und angesichts der Beteiligung des DFB an dieser Entwicklung steckt mir der „moralische Sieger“ im Hals fest.

      • Was ich mich frage ist, ob und wie das gehen soll. Einige Publikationen lehnen sich ja deutlich zu weit aus dem Fenster, was die Einschätzung der Gestik angeht, nur.. wie würden die mit einer PM des Vereins umgehen…?

        Ich weiß es nicht.. Und ich gebe ja zu, dass ich geneigt bin, in diesem Kampf gegen die Windmühlenflügel der Ignoranz bei DfB und DFL die Windmühle einfach zu ignorieren. Ob das richtig ist…. hm?

        • Hm. Eben. Werden wir wohl nicht erfahren, weil es bleibt, wie es ist. Für dieses Mal jedenfalls.
          Ich bin halt im Ignorieren schon immer schlecht gewesen 😦
          Call me Donna Quichote.

  21. Steppek sagte am :

    Ah. Verstehe. Hoffnung contra Realismus, immer wieder gern genommen. Dann hoffe ich mit Dir, dass da noch was kommt. Und für mich hoffe ich auf eine Erleuchtung: Ich kann Theo Z. beim besten Willen nicht so scheiße finden, wie ich es als St.Pauli-Fan offenbar müsste…

    • Ich finde Theo Z. einfach auch als Ich unglaubwürdig, nicht nur als St. Pauli Fan.

      Und was den Rest angeht, wir werden sehen.

      Hatte ja im heutigen Beitrag auch geschrieben, dass ich das in erster Linie auch für mich gemacht habe, weil es mir damit besser geht. Davon abgesehen finde ich die Diskussion hier sehr gut.

      • Steppek sagte am :

        Oh ja, gute Diskussion, extrem kultiviert. Hier wird ja sogar gesiezt. Eine (kleine) Lanze noch für Onkel Theo: Ich finde ihn als staatstragenden Zeichensetzer echt nicht sooo übel (Frauenfußball, Schwulenfeindlichkeit, diesen Kram halt), und im Gegensatz zu Dir (oder lieber Ihnen?) glaube ich ihm, dass er das alles auch meint. Dass es im Alltagsgeschäft für differenziertes Handeln dann nicht reicht, ist ein anderes, auch strukturelles Problem. Ach, verdammt, ich werde altersmilde!

        • Sicherlich hat er -zunächst- durch seinen Bekanntheitsgrad- eine Außenwirkung. Allerdings schwächt sich die dann ab, wenn im konkreten Fall außer Lippenbekenntnissen nichts mehr passiert.

          Strukturelles Problem ist eine sehr sozial verträgliche Art, das auszudrücken.

          Das Siezen im Blog ist ein bißchen wie im richtigen Leben, eine Form der Höflichkeit, die es zudem auch dem einen oder anderen etwas erschwert, sich verbal etwas zu vergaloppieren 😉

          Eine Frage: ab wann etwa setzt diese Altersmilde ein? Ein bißchen davon könnte mir wohl nicht schaden, ist auch besser für die Kranzgefäße.

          • Steppek sagte am :

            Hm. Ist Siezen nicht eher eine Form der Distanzierung als der Höflichkeit? Ich bleibe nach reiflicher Überlegung übrigens beim Du. Wenn es um Fußball geht, würde ich nicht mal den Papst siezen.
            Was den Zwanni angeht: Stimmt auch irgendwie. Einerseits. Andererseits hat er im konkreten Fall ja mal gar nicht rumgeeiert, leider nur sehr einseitig zu Lasten von Deniz Naki. Das allerdings war irgendwie schon wieder peinlich: Uns Fußballern ist doch wohl allen klar, dass der Zwerg sich da eher aus Versehen und im Adrenalinrausch in der Wahl der Gesten vertan hat. Hätte man auch pädagogisch wertvoll mal den Finger heben können, und gut ist. Aber nein, dafür gab’s die volle Präsidenten-Keule und drei Wochen Hausarrest. Deutlich überzogen, da bin ich ja voll bei Dir.
            Wenn Du schon fragst: Altersmilde wird man gegen Ende dreißig. Ich kann’s aber nicht ernsthaft empfehlen. Diese ewige Ausgewogenheit macht deutlich weniger Spaß. Und für ’ne Blogschreiberin ist das eh Gift. Bleib zornig!

            • Einigen wir uns auf eine Kombination von Distanz und Höflichkeit?

              So wie es aussieht, hat er Deniz Naki eher einen Gefallen getan. Der Junge hat diese Lektion mit Sicherheit verinnerlicht und ist dazu aufgrund des Anlasses und der… Örtlichkeit schon zu einer Symbolfigur geworden. Die Fahnenaktion allein, die selbst vielen Gegnerfans gefallen hat ….

              Was die Altersmilde angeht, war meine Frage wahrscheinlich eher rein interessehalber, ich glaube nicht, dass ich irgendwann da hin komme. Typmässig 😉

              • Steppek sagte am :

                Aha. Dann hat der DFB bei Deniz langfristig also doch recht, rein Super-Nanny-mäßig…
                Naki wird darüber hinwegkommen, das glaube ich auch – es sei denn, er wird jetzt von den Rängen zum Märtyrer stilisiert, das könnte nach hinten losgehen. Ich hoffe bloß, dass wir ihn nicht schon heute Abend auf dem Platz schmerzlich vermissen. Und persönlich entschuldige ich mich hiermit in aller Form für meine Kombination aus Distanzlosig- und Unhöflichkeit…

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  23. Pekka sagte am :

    Was ist denn passiert? Naki hat Mist gebaut und wurde dafür bestraft. Ob das jetzt etwas zu wenig Strafe ist oder etwas zu viel, darüber kann man streiten oder es auch lassen.

    Stattdessen wird hier alles mit allem vermischt und rumgeweint. Die anderen haben aber das gemacht und das, okay wir haben das gemacht, aber das ist nicht so schlimm wie das da und das da vor anno tunnel und außerdem soll angeblich auch das und das noch passiert sein und guckt mal ihr da oben, das haben die auch noch gemacht. Petzermentalität.

    Ich fand beiderseits die Tapeten nicht so toll („Hals- und Beinbruch“, „Follow your leader“), aber immerhin im Niveau m.M.n. ein gerechtes 1:1. Ebenso bei der gegenseitigen Empörung darüber. Auch ansonsten viele Remis (Heimfans lassen sich nach dem Spiel von der Polizei duschen, Auswärtsfans spielen mit Feuer).

    Über die Geste von Naki hat man sich in Rostock (ja, ich bin Hansa-Fan) mächtig aufgeregt. Nach der Erklärung von Stani in der PK (auch zu seiner eigenen Aussage „brennende Stadt“), der Strafe und der Entschuldigung von Naki ist das mittlerweile abgeklungen. Junger Spieler halt, kann mal passieren. Und für seine Aktion nach dem Spiel wird ihm hier und da, hinter vorgehaltener Hand und mit zusammengepressten Zähnen Respekt gezollt.

    Hansa hat mittlerweile auch eine Erklärung abgegeben (http://www.fc-hansa.de/index.php?id=154&oid=10069). whatever.

    Auf ein schönes Rückspiel. Rivalität ja – Gewalt nein. In diesem Sinne (Achtung: Toleranztest) Scheiss St. Pauli!

    • Piet sagte am :

      «ja, ich bin Hansa-Fan»

      Das hätte ich angesichts der obigen Gleichsetzung im angeblichen Niveau („Hals- und Beinbruch“, „Follow your leader“) nun nicht gedacht. (Achtung, Spott-Test)

      • Piet sagte am :

        Ergänzung zur verlinkten Hansa-Seite:

        »Ja, es gibt gewaltbereite Fans auf beiden Seiten. Und ja, dieses Spiel lockt immer wieder Personen an, die die vermeintlich politische Einstellung der Anhängerschaft als Vorwand für ihre Gewalt nutzen.«

        Was für’n Scheiß! Vermeintlich? Nein, St. Paulianer verstehen sich als explizit politisch! Und wir tun auch gar nicht erst so, als würden die Pyromanier nach dem ersten Tor nicht zu unserer Fan-Szene gehören, hier unterscheiden wir uns von Hansa fundamental! Der Pyro-Scheiß wird intern auch noch für heftige Diskussionen sorgen (s. http://www.fcstpauli.com/magazin/artikel.php?artikel=5522&menuid=57)! Vermeintlich? Nein, Hansa ist nicht (https://santapauli.wordpress.com/2009/11/04/mail-an-den-dfb-zur-sperre-des-spielers-deniz-naki/#comment-1068) unpolitisch, es möchte das Politische nur am Liebsten nicht thematisieren – ein großer Unterschied! Statt dessen werden beide Vereine auf eine gleiche Ebene gehievt (paar Störer auf beiden Seiten, Rest versteht sich doch) – NEIN! Wir verstehen uns nicht mit dem Rest! Also, nicht auf dieser Ebene. Auf dieser Ebene jedoch sehr wohl: HRO, Abenteuer Familienblock http://de.indymedia.org/2009/11/264772.shtml

        Dann wird aus einer Mail zitiert:

        «… Das Ganze wirkte doch stark wie eine Provokation und es verwunderte mich nicht, dass die Fans sauer wurden und erste Feuerwerkskörper flogen. …»

        Ach, das wundert ihn nicht, das sog. Fans ÜBERHAUPT Feuerwerkskörper dabei haben?! Hallo?! Und: Der Hansa Rostock als offiziell Stellungnehmender wundert sich ebenfalls in keinsterweise, entschuldigt sich nur für die Verzögerungen auf dem Hinweg? *staun* Um im Gleichen Atemzug (kurz danach) auf die Feuerwerks-zündenden St. Paulianer hinzuweisen?! Nicht, dass wir uns missverstehen: Die zündelnden St. Paulianer verurteilt er völlig zu Recht, aber darum geht’s mir gerade nicht!

        Immerhin bemerkt Hansa medienöffentlich, dass sie ein Problem mit Nazis haben. Also, nicht in diesem link natürlich, aber in jenem (indirekt, durch Aussage des Rollstuhlfahrers Jürgen A.: http://www.fc-hansa.de/index.php?id=132&oid=10071

        «Als es zu den Handgreiflichkeiten gekommen war, hatten Ordner, Polizei und Zuschauer tatenlos zugesehen. „Ich habe deutlich gemacht, dass es mir vor allem darum geht, dass der Verein eine Diskussion in die Szene trägt und versucht die Rechtsradikalen zu isolieren“, sagte A. über das Telefonat mit Lehmann. … Jürgen A. will keine Strafverfolgung. Ihm ist wichtiger, dass sich in Rostock schnell etwas ändert. Obwohl er als Fan wohl zukünftig nicht mehr gen Osten reisen wird.»

        Jepp, DAS ist mein St. Pauli! Anzeige? Nicht so wichtig. Seht zu! Und hört bitte, bitte auf, immer alle Probleme zu leugnen, abzuwehren, schönzureden. Das schafft nix!

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