Fabulous Sankt Pauli

.. ist die einzige Möglichkeit

fin

Zur JHV des FC Sankt Pauli am 26.11.2012: Danke…

…an alle aktiven und passiven Unterstützer meines Antrages auf der diesjährigen JHV zur Entfernung der Geschenksteine, insbesondere mein Dank aber an @diepauliane, die wegen meines kurzfristigen krankheitsbedingten Ausfalls (ich habe Beweise!) zum Vortragen für mich eingesprungen ist.

Zum Rest der JHV möchte ich aus verschiedenen Gründen wenig bis nichts sagen. Zwei davon: ich war nicht da und die tendenziöse Berichterstattung verbunden mit dem sehr unglücklichen Verbot, den Liveticker des Hamburger Abendblatt gegen 21:30 Uhr zu untersagen, macht eine halbwegs sachliche Betrachtung eher schwierig. Meine Bitte, bei der nächsten JHV einen Livestream oder zumindest einen Live-Audio-Stream einzurichten, habe ich bereits weitergeleitet, ich denke, man sollte dem -im eigenen Interesse- entsprechen.

Bedauerlich fand ich allerdings, dass der Antrag zur Abwahl nicht zur Abstimmung gekommen ist. Ein echtes, in Zahlen ausgedrücktes Meinungsbild der 930 Stimmberechtigten hätte ich persönlich schon interessant gefunden, wobei ich nach wie vor nicht daran zweifle, dass Dr. Stenger bestätigt worden wäre.

Ansonsten warte ich jetzt -nach einigen offline-Berichterstattungen über den gestrigen Abend- gespannt auf die Versuche, die wochenlange Hetzjagd auf Dr. Gernot Stenger, die bereits vor dem tatsächlichen Antrag stattfand, im Nachhinein als Denkanstoß schön zureden und mangels Halali auf dieser Versammlung den nächsten Sautrieb durch „unser Viertel“ strategisch aufzubauen. Was wohl auf den nächsten Pappen am Millerntor stehen wird? Aber bitte dran denken: nicht mit ß, nicht mit ss, ein einfaches s reicht.

Oder der Vorname, das macht man bei uns so. Hab ich mir sagen lassen.

 

Und nun zurück zum Spocht.

Es ist Wahlkampf, Herrschaften! Die JHV des FC Sankt Pauli und die Wahlkampfteams

Hier geht es nicht um Barack Obama vs. Mitt Romney, aber die Mechanismen sind ähnliche. Mit allen Mitteln, die „politisch“ zur Verfügung stehen, teilweise unter Auslassung von Fakten, gerne mit Beleidigungen, Polemik und oftmals von gefährlichem Halbwissen getragen. Da darf ich natürlich nicht fehlen, vor allem, da ich mich gerne mal schon aus Prinzip auf die Seite des vermeintlich Schwächeren schlage. Und wenn mich etwas motiviert, dann die Tatsache, dass einer stellvertretend für andere hingehängt werden soll.

Dieser Antrag zur Abwahl des Dr. Gernot Stenger wurde an anderer Stelle inhaltlich und rechtlich beleuchtet und hat selbst da schon seine Tücken. Was die enthaltenen Behauptungen und Vorwürfe wegen Unwahrheit angeht, finde ich es richtig, dass er selbst eine Stellungnahme dazu abgegeben hat, es betrifft ihn, es sind Vorwürfe, die direkt an ihn gerichtet sind und ob nun das Recht auf eine Stellungnahme irgendwo verankert ist, wäre mir persönlich auch herzlich egal. Wenn sich einer in dieser Form an meinen äußeren Extremitäten erleichtert, nehme ich dazu Stellung. Ganz einfach. Und ich würde auch nicht mehr und nicht weniger sagen als dort geschrieben. Schon allein, um den Wortklaubern, Kümmelspaltern und Allesverdrehern nicht noch mehr Munition damit zu liefern, als ich es mit der puren Entscheidung, mich zu äußern, ohnehin schon tue.

Dass diese Stellungnahme nicht im Namen des Präsidiums, sondern von ihm alleine getätigt worden ist, finde ich durchaus nachvollziehbar. Alle anderen begeben sich aus der Schusslinie, gemeinsame Entscheidungen sind da nicht mehr wesentlich, es geht nur noch um „Rette sich, wer kann“.  Wenn ich den Rest des Präsidiums richtig einschätze, ist man froh, dass sich die Wut des wahren Fans auf einen konzentriert hat, die Abwahl des Präsidiums auf einen Minimumanspruch -nämlich nur einen Kopf- gesunken ist und der eine jetzt sehen kann, wie er das Kreuzfeuer übersteht. Oder man folgt seinen eigenen Schlachtrufen der jüngeren Vergangenheit „Präsidium raus“ und stellt alle zur Abwahl. Einer für alle, alle für einen, aufgrund der gemeinsamen (!) oder zumindest mehrheitlich gefassten Beschlüsse. Oder wenigstens vielleicht den Bernd-Georg Spies (mit einem s) noch dazu, der auch noch an der falschen Stelle den Verhaltenskodex unterschrieben hat. Alles andere ist Killefitz.

Wobei, die Fraktion „Hang em high“ schon tiefstapeln muss, da selbst in diesen Kreisen die Aussichten auf Erfolg (75% +) als nicht sehr vielversprechend gewertet werden. Warum dieser Pessimismus, wenn es doch die Mehrheit der Fans genau so sieht? Wenn die Mehrheit der Fans das Präsidium, also Dr. Stenger nicht tragbar findet, müsste doch eine Mehrheit locker erreichbar sein. Aber mit Mehrheiten ist das so eine Sache, selbst vermeintlich gut gestützte Anträge wie zum Beispiel der auf Rückbau der Business Seats bekam überraschenderweise aus der Ecke der Fraktion, von der man ein geschlossenes Ja erwartet hat, keine Unterstützung. Über die Gründe kann man letztlich trotz vieler Erklärungsversuche nur spekulieren. Wer also wird sich diesmal von Übermacht der Fanseele abspalten und dafür sorgen, dass der Antrag nicht durchkommt? Die nicht so wahren Fans des FC Sankt Pauli wahrscheinlich. So Leute wie ich oder Lutz Wöckener zum Beispiel, der hier ab Minute 09:30 seine Meinung recht deutlich sagt:

Da würde ich gerne sagen „Lutz und ich sind einer Meinung“. Erstens, weil das so klingt, als wären Lutz Wöckener und ich SO und zweitens, weil der Herr Wöckener ja durchaus meinungsbildend ist durch seine mediale Verbreitung. Jetzt zwinge ich aber auch niemandem das Du auf oder gehe mit einem Du hausieren, um meine Credibility zu erhöhen und belasse es schlicht bei einem „Da bin ich ganz Ihrer Meinung, Herr Wöckener“.

Dann gibt es noch das Mittel der Internetumfrage. Wie aussagekräftig die ist, wissen auch andere Blogger, wenn man „vergisst“, den Mehrwachwahlbutton zu deaktivieren 😉 oder wenn die Internetumfrage einer Stelle platziert wird, die ein bestimmtes Publikum erreicht, bei dem die Stimmabgabe per se in eine Richtung geht. Eine Stimmungsdeutung ist so nicht möglich, wird aber trotzdem gern gemacht. Sieht immer toll aus und nach breiter Unterstützung und Mehrheitsfähigkeit. Sie kennen das.

Wie auch immer, ich schließe mich den Worten Lutz Wöckeners an, wenn man schon einen Prügelknaben sucht, dann hätte man an anderer Stelle anfangen müssen. Und wenn man nicht weiß, wo man anfangen soll, dann muss man eben notgedrungen ganz oben anfangen. Mit dem Präsidenten, der letztlich für alles verantwortlich ist, was „unter ihm“ passiert. Aber der Präsident, den wir haben, glänzte bisher durch relative Wortlosigkeit und angesichts der Wasserglasstürme in der Fanszene wird er diese Taktik sicher nicht ändern. Gut gemacht. Wer spricht, verliert.

Warum Dr. Gernot Stenger meine Stimme bekommt? Aus persönlichen Gründen ganz sicher, aus den angeführten Überlegungen Wöckeners heraus ebenfalls und im Weiteren deswegen, damit sich das restliche Präsidium nicht genüsslich zurücklehnen kann, während einer der Ihren, der gerne mal vorgeschickt wird, wenn es heißt, dahin zu gehen, wo es nicht so flauschig ist, geopfert wird. Meiner Meinung nach ist Gernot Stenger der letzte im Präsidium verbliebene, der sich überhaupt noch für Fanbelange interessiert. Ob er dabei alles richtig macht, sei dahingestellt, diesen Anspruch kann niemand erfüllen, nicht mal ein Kandidat aus der aktiven Fanszene, der sich ebenfalls hier und da trotz aller Ambitionen schlichten Sachzwängen beugen  müsste. Und auch auf Stürme der Entrüstung gefasst sein müsste.

Vermisse immer noch die Kandidaten aus der Fanszene, die spätestens jetzt selbst als Kandidaten in den Wahlkampf einsteigen müssten, zumindest an dem Engagement gemessen, dass sie in der Demontage des Gernot Stenger an den Tag legen. Aber mancher stellt ja nicht mal selbst einen Antrag auf der JHV, sondern bloggt lieber nur drüber. Wegen der Unabhängigkeit und so. Andere wollen vielleicht nicht mal mehr hingehen, weil die Möglichkeit, die Mehrheit zu erreichen, so gering ist. Würde mich persönlich freuen, weil zumindest die dann schön die Klappe halten müssen, wenn Stenger bestätigt wird. Sie haben ja nichts dazu getan, es zu verhindern.

Die Angst vor der Mehrheit finde ich im Grunde am charmantesten. Die vermeintliche Mehrheit schenkt jetzt schon ab vor der zu erwartenden Mehrheit vor Ort? Muss man dazu mehr sagen? Macht man das absichtlich, um sich nicht vollends lächerlich zu machen im Ernstfall? Vielleicht spekuliert man auch drauf, dass Dr. Stenger trotz Bestätigung die Brocken wirft, was man dann auch als Sieg feiern könnte? Juhu, wir  haben ihn marode gemacht?

Sehen Sie, ich bin da zwiegespalten. Auf der einen Seite wünsche ich mir diese Mehrheit, die Dr. Stenger das Vertrauen ausspricht. Weil er das falsche Opfer ist. Und dann wünsche ich mir, dass er die Brocken schmeißt. Also beides. Da nun dies wiederum die Fraktion „Hang em high“ so euphorisieren würde angesichts des vermeintlichen Sieges, dass ich mir die Schmähungen und Entgleisungen während der Jubelarien durchaus vorstellen kann, will ich das nun auch nicht. Seinetwegen. Für sich persönlich sollte er als Fazit der letzten Wochen ziehen, dass er verbrannt ist. Dass er nichts mehr wird richtig machen können, dass er hinter jeder Ecke einen Dolch erwarten muss, im eigenen Lager und in dem der aktiven Fanszene. Dass die Unterstützung, die er seitens seiner Kollegen bekommt, im Ernstfall nicht mehr existent ist. Ist wie im richtigen Leben, wo in einer Gruppe einer als Wortführer vorgeschickt wird und wenn es ernst wird, dreht der sich um und es ist keiner mehr da. Sie kennen das.

Wenn ich mich an dieser Stelle mal selbst zitieren darf:

Man mag hier Sarkasmus erkennen oder aber auch nicht, das ist so eine Art „Creative Commons“-Satz, den jeder benutzen kann. In jede Richtung.

Edit: zu allen weiteren Anträgen hier bei Lichterkarussell eine sachliche Auseinandersetzung mit persönlichen Empfehlungen.

Und manchmal ist einfach Schweigen… Sven Brux auf dem Fangipfel

Da war also dieser Fangipfel am 01. November in Berlin, wunderbar dokumentiert von Textilvergehen hier.

Und auch unser Sicherheitsbeauftragter Sven Brux hat gesprochen. Ausgiebig. Ausführlich. Und hatte so das eine oder andere zu sagen. Und ich war schon gespannt, was darüber in den Blogs oder Foren zu lesen sein würde, als ich bei ein paar Passagen dachte: „Heidenei, das gibt Ärger.“ So wartete ich dann gespannt auf Links, auf Empörung, auf Kritik, auf „hang ´em high“ und… nichts.
Nun hat das wohl der Falsche gesagt, der Unantastbare (damit hier keine Irrtümer entstehen, ich mag Sven Brux sehr und die Tatsache, dass wir immer öfter einer Meinung sind, müsste jetzt dem einen oder anderen Angst machen. Nicht vor mir, vor Sven Brux. Der mutiert nämlich langsam zu dem, was man mir gerne vorwirft, aber dazu dann im Einzelnen später).

Nun stellen Sie sich mal vor, der Herr Orth oder der Herr Spies (mit einem s und Vorname Bernd Georg) hätte das in der MoPo gesagt, die man ja nicht liest, sondern nur verschämt drüberhuscht):

Brux ist sehr kritisch beim Thema Pyro. Er hält das für eine symbolhafte Diskussion. Das Problem sei die Haftung für den Veranstalter. Der Vergleich mit der Loveparade-Katastrophe von Duisburg klingt erst schief. Aber Brux sagt: “Am Ende muss einer den Kopf dafür hinhalten, wenn etwas schiefgeht.”

Der Vergleich mit der Loveparade wäre, von einem anderen ausgesprochen, bereits Grund genug für flächendeckendes Echauffieren gewesen. Und das Eingeständnis, dass bei Pyro eben wohl doch was passieren kann, wofür einer den Kopf hinhalten muss. Was natürlich völliger Quatsch ist, denn Pyro ist ungefährlich und nur Ausdruck von Emotionen. Und die Befürchtung, dass man für etwas den Kopf hinhalten muss, klingt ja irgendwie auch nach Feigheit vor dem F..an.

Und jetzt, Achtung, Familien und Familienväter und Mütter: ein Hoch auf die Wunderkerze!

Andererseits sei es unerträglich, dass er Wunderkerzen verbieten muss und gleichzeitig zu Silvester ohne Hemmungen geballert wird. Aber in den engen Stadien sieht er kaum eine Grundlage für das Abbrennen von Pyro. Gleichzeitig kritisiert er den vorzeitigen Abbruch der Gespräche für eine Legalisierung von Pyro durch den DFB. Einen Versuch wäre es wert gewesen. Beim Scheitern des Versuches wäre klar gewesen, was durchführbar ist.

Da hat er es jetzt ausgesprochen. Kaum eine Grundlage für Pyro im Stadion. Nur schade um die Wunderkerzen. Die wohl eher was für den moderaten Spießbürger als für das emotional aufgeladene „Feierbiest“ (c) L.v.G. sind. Und hört es sich nachfolgend nicht so an, als bedaure er nur, dass es den Versuch nicht gegeben habe, weil man damit hätte dokumentieren können, dass es scheitert? Herrschaften, es scheint, als wäre Herr Brux kein Freund von Silvesterböllerei und auch kein Freund von Pyrotechnik im Stadion. Ausser Wunderkerzen. Herrn Stenger hätte das zumindest das Amt gekostet, wenn nicht sogar den Kopf. Aber warten Sie, es kommt noch besser.

Jetzt bekommen auch die Ultras ihr Fett weg: “Ihr müsst offener werden gegenüber den anderen Stadionbesuchern.” Brux fordert, dass die Ultras nicht gegen die Mehrheit im Stadion agieren. Sehr pointiert zeigt er Gemeinsamkeiten im Verhalten von Ultras und Polizei. “Ihr nennt es Solidarität, wenn ihr jemanden nicht verpfeift. Aber bei der Polizei ist es plötzlich Korpsgeist.”

Bitte jaulen Sie jetzt gepeinigt auf! Ein Vergleich von Ultras und Polizei. Unfassbar. Und auch noch einer, bei dem sie nicht gut wegkommen. Das wäre das Ende eines Stefan Orth, wenn er sich jemals trauen würde, auch nur annähernd so zu formulieren. Quasi der Korpsgeist bei den Ultras – wunderbar.
Und sie agieren auch noch gegen die MEHRHEIT im Stadion. Spätestens jetzt müsste jedem Anhänger der Ultra-Kultur, der meint, durch Lautstärke wird Mehrheit generiert, der Kamm schwellen, wenn nicht sogar platzen. Denn ist das nicht ein versteckter Aufruf zum Denunziantentum? Ist womöglich Herr Brux einer von denen, die das gut fanden, dass es seitens der Vereins einen Aufruf gegeben hat, dass sich der Kassenrollenwerfer selbst stellen soll? Das fanden ja einige total spießbürgerlich und überflüssig. Warum auch zu dem Mist stehen, den man baut, wenn es sich in der Masse so schön verstecken lässt? Und weiter an der Aussage herumtheoretisiert: ist es dann auch in Ordnung, wenn die Polizei in den eigenen Reihen ultra-artige Solidarität praktiziert und verhindert, dass welche der Ihren für ihre Taten zur Rechenschaft gezogen werden? Anders formuliert: wenn Ultras sich untereinander decken, darf das die Polizei eben auch. Gemeinsamkeiten Ultras und Polizei – das ist auf der Zunge zergangen. Und ich war immer noch Erwartung der Empörung. Aber: nichts. Ein Herr Stenger wäre mit diesen Aussagen umgehend in die rechte Ecke gestellt worden. Law-and-Order-Fraktion. Ganz klar. Das wäre auch Ihnen passiert, wenn Sie so etwas öffentlich geäußert hätten. Aber Sven Brux darf das. Und das Beste daran: er macht es auch.

Und zum krönenden Abschluss

etzte Forderung: “Macht mehr Öffentlichkeitsarbeit. Ich kann die Rainer Wendts echt nicht mehr sehen. Wenn die ihre Polemik ungestraft auf die Bildschirme bringen dürfen, dann müssen wir auch hin.” Auch die Medien bekommen die Leviten gelesen: “Polizeigewerkschafter sind keine Polizeivertreter, sondern Klientelpolitiker.”

auch noch ein Aufruf an die geheimlogenartig agierenden „Wir“ zu mehr Arsch in der Hose und Mut zum öffentlichen Auftritt. Herr Brux, das ist verwegen. Ultras treten nicht öffentlich auf. Nun gut, die Ultra-Damen von Werder schon, sogar mit Gesicht in der Kamera, aber nicht unsere. Keine Interviews, keine Teilnahme an Diskussionsrunden im Fernsehen. Der Nimbus ist wichtiger als das Vertreten von Interessen. Oder es findet sich keiner, der da eine gute Figur abgeben würde? Oder doch so polemisch wie der Herr Wendt? Man weiss es nicht und wird es wohl auch nicht erfahren.

In der Presse und in den (anderen) Blogs wird lobend über Brux´ Auftritt gesprochen, weil er jedem „einen mitgegeben hat“, der Polizei, der Presse, dem DFB.. naja, und auch den Ultras. Und weil es Sven Brux ist, den man nicht aus dem Amt krakelen möchte, dem man keine (öffentlichen) Drohbriefe schreibt, ist eben Schweigen im St. Pauli-Kosmos. Allüberall.

In der meiner Meinung nach total auseinanderdriftenden Fanszene des FC St. Pauli gibt es kaum noch Konsens. Die Gräben sind nicht zugeschüttet, da liegt nur immer mal eine morsche Planke zum Drübergehen drauf. Hält nur nicht sehr lange.

Und wo wir von Mehrheiten reden: ich wäre ja dafür, dass mal Mehrheiten geschaffen werden und zwar dokumentierte, nicht behauptete. Gilt für beide/alle Seiten. Warum lässt man nicht die knapp 16.000 Mitglieder des FC St. Pauli über relevante Themen abstimmen? Die zwischen 600 und 900 Anwesenden bei einer JHV bilden nicht die Mehrheit des Stadions/der Fans ab. Warum fragt man nicht die Mitglieder des Vereins, ob die Domwache ausgelagert werden soll und dafür Ticketpreise erhöht werden sollen? Sagen 8001 Fans ja dazu, dann muss man es eben machen. Und sagen 8001 Fans nein dazu, dann kommt die Domwache und fertig. Wieviele sind es denn von 24.000 Stadionbesuchern, die bereit wären, Aufpreise für Tickets zu bezahlen? Hauen wir mal einen Aufwand von 1,5 Millionen für Errichtung einer externen Domwache und Errichtung eines Museums als Größe raus. Dann müssten 24.000 Stadionbesucher bereit sein, ca. 3 Euro mehr pro Ticket zu bezahlen. Eine Saison lang. Mindestens. Möchten das alle? Liest man die Kommentare in den einschlägigen Medien, hört es sich nicht so an. Es gibt eine Fraktion, die ist dafür, eine, die dagegen ist und eine, der es egal ist. Ich hätte da gerne so ein Kuchendiagramm oder wie man das früher in der Schule nannte.

An dieser Stelle freuen sich bitte einige, dass ich nicht an entscheidender Stelle im Präsidium sitze. Mir wäre es nämlich die geschätzten 30K für eine Mitgliederbefragung gerade zu diesem kostenintensiven Thema wert. Und dann hätten die Mitglieder des FC St. Pauli entschieden und es gäbe weder für die eine noch für die andere Fraktion Grund zum Heulen. Wegen angewandter Demokratie. Kann man ja nicht schlecht finden. Zumindest wenn man ein guter Verlierer ist. Und Demokrat. Schon allein die Aussicht, endlich mal klare Verhältnisse herzustellen, wäre die Investition wert. Denn was „die Fans des FC St. Pauli“ wollen, weiss eigentlich keiner so genau. Ich wüsste es gerne.

03.11.2012 TSV 1860 München vs. FC St. Pauli 0:2

Alle so yeaaaah

Was soll ich sagen außer: BOLL!! GINCZEK!! TSCHAUNER! BUCHTMANN! AVEVOR! VOLZ! (äh, aus Gründen, mehreren) uuuund Frontzeck!!

Zu Boll muss man ja nichts sagen. Eigentlich. Geht der alte Mann da raus, zeigt allen, dass „hüftsteif“ was völlig anderes ist, macht sein Tor und geht wieder. Ginczek kommt immer besser raus und zementiert das mit einem weiteren Tor. Da geht noch mehr, ich bin sicher. Buchtmann weiss immer besser zu gefallen, mir fehlte die ganze Zeit einer, der den Körper mitnimmt. Also auch mal einen fremden. Tschauner immer wieder prima und beschenkt sich selbst zum Geburtstag mit einem leeren Kasten. Darauf einen vollen Kasten! Avevor von Spiel zu Spiel präsenter, mit Übersicht, wir haben eine rechte Seite, guter Junge. Und danke an Moritz Volz, wenn er schon nicht bei uns bleiben konnte, seine Assists sind immer noch voll St. Pauli.

Ein prima Spiel mit einer Menge Akzente, das macht Spaß und selbst, wer aus Prinzip gerne meckert, dem bleibt heute nur, dass das Ergebnis hätte höher ausfallen können, wenn Kiraly nicht seine Glückshose angehabt hätte.

Und Michael Frontzeck macht mir am allermeisten Spass. Aus ganz vielen Gründen. Wenn ich nicht gerade damit beschäftigt wäre, mich sehr und ausgiebig zu freuen, würde ich mal so ein paar Kommentare nach der Verpflichtung von Frontzeck raussuchen. Einfach so, weils Spass machen würde. Aber jetzt erstmal den Rest-Samstag in vollen Zügen genießen.

AUS-WÄRTS-SIEG!!!

Übrigens: für eine Trinkflasche auf dem Spielfeld gibt es Gelb, für eine Weißwurst mit Brezn wäre es glatt Rot gewesen.

21.10.2012 SC Paderborn 1 FC St. Pauli 1 – well done, boys!

Da ist doch tatsächlich mein bescheidener Wunsch in Erfüllung gegangen: ich wollte nach all diesen deprimierenden Wochen bis zum Union-Spiel gestern eine Mannschaft sehen. Frontzecks Mannschaft. Und das ist zu meiner vollsten Zufriedenheit geschehen. Ab Minute 1. Mit drei hochkarätigen Chancen schon in den ersten fünf Minuten. Mit Spielern, die wollten und tatsächlich auch konnten. Kombinationen, Herrschaften! Mit Freude am Ballspiel. Mit Mut, auch mal was zu versuchen, auch mal aus 20 Metern draufhalten wie mein kleiner Fin. Paderborn kann seinem Torwart Kruse den Weg mit Rosenblättern ausstreuen, denn sein Anteil am Unentschieden war mehr als nur deutlich. Die erste Halbzeit war wirklich sehr prima, die zweite Halbzeit fiel zwar etwas ab im Vergleich, aber dennoch, auch da gab es noch genügend Chancen, aber ich möchte jetzt nicht dieses „haben sie sich leider nicht belohnt“ bemühen.

Übers Spiel selbst konnten Sie sicher mittlerweile genügend lesen, aber ich möchte mich einfach nochmal explizit freuen, dass ich nun das gesehen habe, was ich immer herbeibeschworen habe. Und das hat mit Nachkarten gegen Schubert auch nichts zu tun, dafür habe ich in den vergangenen Monaten auch zu deutlich vorgetreten, als dass ich jetzt nachtreten müsste. Diese gelähmte, blutleere, leidenschafts- und willenlose Mannschaft war ein Produkt des Gesamtgefüges und bereits gegen Union war Veränderung in der Luft. Und ich bin auch froh, dass ich mit der positiven Einstellung zu Frontzeck auch nicht so ganz falsch lag. Offensichtlich hat er die richtige Ansprache gefunden, das Ergebnis gestern auf dem Platz spricht eindeutig dafür. Und ein Sieg wäre verdient gewesen. Wäre da nicht Nakis ihr Deniz gewesen…

Dass ausgerechnet er den Ausgleich erzielte, ist irgendwie skurril. Ausgerechnet er, der ohne Rücksicht auf Konsequenzen sich mehr als nur deutlich zu St. Pauli bekennt. Das ist der Teil Naki, den ich immer mochte. Seine Impulsivität hat ihm ja schon des Öfteren Ärger eingebracht und auch seine Äußerungen in der Presse wurden ja hier und da als „Nachtreten“ aufgefasst. Wenn die Wahrheit Nachtreten ist, dann ist das so. Aber ich mag ja Klartext statt Herumeiern und ich kann mir vorstellen, wie er sich ärgert bei dem Gedanken, dass er nur noch ein bißchen hätte durchhalten müssen. Und dann sagt er das eben auch so. Naki-Style. Und ja, man begegnet sich immer zweimal und sein Profi-Weg kann den Schuberts sicher auch noch mal kreuzen, aber dann ist das eben so und auch mit den Konsequenzen wird er leben müssen. Und können. Das kann wohl auch Paderborns Präsidium, das sich ja auch überraschend deutlich zur Personalie Schubert geäußert hatte. Was überraschend genau auf meine Einschätzung passte, egal, wer da alles gedacht hat, ich spinne. Was ich natürlich auch tue, aber nicht in diesem Fall.

Schade, dass die Paderborner ihren Ex-Spieler Saglik nicht ähnlich frenetisch gefeiert haben wie die Gästefans des FC St. Pauli ihren Ex-Spieler. Oder wenigstens höflich, statt ihn mit Pfiffen zu begrüßen. Da hätte ich ihm ja auch so ein „Ätsch“-Tor gegönnt, vorzugsweise zum 1:2, aber das sollte nicht sein. Aber das 1:1 ist prima, das ist eine Basis, darauf kann man aufbauen und ich habe ein gutes Gefühl, dass mit diesem erarbeiteten Selbstbewusstsein, dass man aus Paderborn mitnehmen konnte, gegen Dresden zuhause deutlich besser aufgetreten wird. Frontzeck traut ihnen was zu, sie selbst trauen sich was zu und das ist die halbe Miete. Die mutlosen Gesichter sind weg, der Spirit ist wieder da. Und das macht mich persönlich sehr glücklich.

Das Spiel gegen Dresden werde ich Urlaub per Stream und AFM-Webradio sehen und hören, nachdem ich meine Umgebung mit St. Pauli- Aufklebern dekoriert habe. Ich glaube, in Dubai gibt es noch keine. Bisher. 🙂

Da war doch noch was?…. Ach ja, dieses FUSSBALL! 21.10.2012 SC Paderborn vs. FC St. Pauli

Am Sonntag ist die Stunde der Wahrheit. Für Michael Frontzeck und das Team. Das Team, von dem ich hoffe und mittlerweile auch glaube, dass es das mentale Tal der Tränen verlassen hat. Das Team, von dem ich bisher eigentlich nicht gesichert weiss, was es tatsächlich kann und was nicht.
Das wird sich jetzt im Verlauf der nächsten Spiele zeigen, ob die desolaten Vorstellungen der letzten Woche gewissen Umständen geschuldet waren oder ob es ein essentielles Problem mit der Mannschaftsstärke gibt.

Die Aussage von Deniz Naki im Vorfeld des Spiels am Sonntag gegenüber der Zeitung, die man nicht verlinkt, aber liest, klingt für den einen wie Nachtreten, für den anderen wie „endlich sprichts mal einer aus.“ Naki war ja immer für seine zurückhaltende, diskrete und sensible Art bekannt, die auch viele sehr schätzten. Sie wissen schon.
Und gerade deswegen ist es jetzt keine Neuigkeit, dass er sich nach eigener Aussage quasi die Pest an den Hals ärgert, wegen dem Trainer gegangen zu sein anstatt durchzuhalten. Zumindest ist das eine klare Ansage, die inhaltlich nicht großflächig für Überraschung sorgen sollte.

Inwieweit das, vorsichtig formuliert, teilweise diffizile Trainer-Mannschaft-Verhältnis auf die Gesamtperfomance tatsächlich ausgewirkt hat, werden wir sehen. Vielleicht nicht gleich am Sonntag, obwohl das ja schön wäre, so ein Dreier mal wieder. Aber ich habe seit längerem echte Hoffnung, dass wir da sehen können, was in ihnen steckt. Ob das dann so das ist, was wir uns wünschen und wieder total himmelhochjauzend abfeiern können, ist eine andere Sache.

Ich würde gerne sehen, dass sich aus den Jungs Charakterspieler entwickeln, wenn man sie lässt. Ob es welche mit Führungsqualitäten gibt, die Verantwortung übernehmen und andere mitziehen können. Mal von Boll, Ebbers und Tschauner abgesehen, aber deren Verbleib bei uns ist ja limitiert. Deswegen müssen welche nachrücken. Und dazu braucht es Ecken und Kanten. Ich möchte die sehen. Von den „Neuen“. Ob die Abkehr vom 4-4-2 die Lösung ist oder ob ein 4-3-2 die Lösung ist oder ob das 4-4-2 mit Frontzeck auch besser ginge … Fragen über Fragen.

Vielleicht reicht es auch nach Neusortierung „nur“ für einen Platz im Mittelfeld. Dann ist das so. Und vielleicht wachsen sie auch total über sich hinaus. Prognosen sind schwierig, aber Wünsche darf man haben. Manchmal gehen sie ja in Erfüllung. Ich wünsch mir einfach eine Mannschaft. Nicht mehr und nicht weniger.

Die Entscheidung – „Sicheres Stadionerlebnis“ DFL – FC St. Pauli steigt aus

Da ist sie nun, die Entscheidung.

Der FC St. Pauli trifft eine mehrheitlich zustande gekommene Entscheidung (basisdemokratisch, der eine oder andere wird das Wort kennen), der persönlich für seine Teilnahme an den Sitzungen gescholtene Dr. Stenger hält an seiner Meinung fest, dass es besser ist, aktiv mitzuwirken als sich dem zu entziehen, um Einfluss nehmen zu können, trägt den Mehrheitsbeschluss aber mit und zieht sich aus der Kommission zurück und es ist auch wieder nicht richtig.

Ich gehe davon aus, dass Dr. Stenger sich insofern aus der Kommission zurückzieht, dass es auch keine weitere Teilnahme seinerseits an den Sitzungen geben wird. Wäre zumindest konsequent. Er wurde für seine Anwesenheit gescholten, dann ist er also jetzt abwesend. Quasi auf Wunsch. Aber schon werden Stimmen laut, die gerne hätten, dass er da hinfährt und das vor Ort verkündet. Jetzt ist also sein Fernbleiben auch wieder falsch?

Es wird immer eine Positionierung seitens des Präsidiums gefordert. Nun hat er sich positioniert, sicherlich auch wissend, dass da die Fanszene-Seele wieder gequält aufschreit. Natürlich könnte man jetzt sagen, ich bin da eh nur hingegangen, weil einer musste (vermutlich hat er das nicht allein entschieden) und im Grunde habt Ihr alle Recht, das ist ganz doof. Das wäre in meinen Augen rückgratlos. Wer solche Präsidiumsmitglieder lieber hat, die einknicken, wenn der Wind etwas schärfer weht, der sollte sie auch bekommen. Was immer das dann auch bedeutet.

JHV – in eigener Sache

Ich beabsichtige, bei der JHV am 26.11.2012 (nochmal herzlichen Dank für die Terminansetzung, schön, dass man nur zwei Tage Urlaub braucht als auswärtiges Mitglied, um daran teilzunehmen) einen Antrag zu stellen.

Falls Sie sich nicht mehr erinnern, das Thema waren die „Geschenk-/Gedenk-Danksagungssteine für die Herren Vierkant und Helbing, deren Entfernung ich auf der JHV beantragen will. Wer es nochmal nachlesen möchte oder sich grundsätzlich informieren will, um was es mir dabei geht, bitte hier und hier.

Der eine oder andere wird jetzt sagen, dass es zur Zeit wahrlich Wichtigeres gibt. Das mag sein, „wichtig“ ist aber auch für jeden anders und um andere wichtige Dinge kümmern sich mit Sicherheit andere. Dieses ist aber mein Anliegen und ich hoffe auf Unterstützung, die mir im Vorfeld bereits verschiedentlich versichert wurde.

Damit Sie, Sie oder auch Sie den Antrag namentlich unterstützen können, bitte ich Sie um Zusendung einer Email an jekylla [at] gmail.com mit Angabe Ihrer Mitgliedsnummer und der kurzen Bestätigung, dass Sie den Antrag auf Entfernung der Steine unterstützen. Selbstverständlich erhalten Sie ein Exemplar des Antrags.

Keine Sorge, der Antrag wird kurz und knapp und wird nicht sonderlich aufhalten vor oder nach den wichtigen Dingen.

Vielen Dank um Voraus.

Update 18.10.2012: Vielen Dank allen Unterzeichnern, die sich namentlich bereit erklärt haben, diesen Antrag zu unterstützen. Damit die Liste der Unterzeichner nicht länger wird als der Antrag selbst, mache ich den jetzt fertig, um ihn fristgerecht einzureichen. Sie sind großartig, wirklich!

+++EIL+++ JHV des FC St. Pauli: Präsidium geschlossen zurückgetreten!

Die diesjährige Jahreshauptversammlung des FC St. Pauli versprach bereits im Vorfeld durch die bis in die breite Öffentlichkeit getragene Diskussion um die „Goliathwache“ und die damit verbundenen Fan-Proteste spannend zu werden. Wie spannend sie dann tatsächlich wurde, zeigte sich allerdings erst, als Präsident Stefan Orth statt einer Eröffnungsrede eine Stellungnahme verlas, die an Explosivität nichts vermissen liess:

„Liebe Mitglieder und Mit… liebe Fans und…liebe anwesende Stimmberechtigte auf der Jahreshauptversammlung des FC St. Pauli,

hiermit gebe ich bekannt, dass das komplette Präsidium des FC St. Pauli, bestehend aus meiner Person, Vizepräsident Dr. Bernd-Georg Spies, Vizepräsident Dr. Gernot Stenger, Vizepräsident Tjark Woydt sowie auch Herr Michael Meeske mit sofortiger Wirkung ihre Ämter niederlegen. Die Entwicklungen der vergangenen Wochen so wie die immer lauter werdende Forderung der Fan-Szene nach einer Abwahl und der Ruf nach Erneuerung liessen uns nach eingehender Überlegung zu dem Schluss kommen, der Fanszene St. Pauli mit einem Präsidium ihrer Wahl ohne den Umstand der Abwahl die Möglichkeiten der sofortigen Einflussnahme und Veränderungen des FC St. Pauli in ihrem Sinne zu eröffnen und das umgehend. Wir wünschen dem neuen Präsidium alles Gute und viel Erfolg.“

Herrschaften! Bewahren Sie Ruhe! Beruhigen Sie sich! Gehen Sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen! Das ist alles nur Fiktion! Ich habe keine sichere Quelle, der ich das entnehme, ich habe nicht mit Lutz Wöckener gesprochen und ich habe auch nichts von man gehört und mir liegen auch keine geheimen Papiere zum Leaken vor. Alles nur Fiktion, weil ich mir gerade vorgestellt habe, wie interessant das doch sein müsste, wenn das passieren würde.
Wenn der größte Wunsch der Fanszene so einfach in Erfüllung ginge. Und -und jetzt halten Sie sich fest- sogar meiner wäre das. Ich würde den Herren empfehlen, einfach zurückzutreten. Unabhängig von meiner Sympathie oder Antipathie einzelnen Präsidiumsmitgliedern gegenüber. Sollen sie zurücktreten. Keiner will sie -zumindest wird das so kommuniziert- und alles, was sie tun, ist schlecht. Wäre ich Dr. Gernot Stenger, würde ich zu dem Ergebnis kommen, dass eine unentgeltliche, ehrenamtliche Tätigkeit für diesen Verein, bei der man, egal, was man tut, ohnehin nichts richtig macht, irgendwie Zeitverschwendung ist. So ganz persönlich für mich. Ich bin sicher, alle genannten Herren haben durchaus Verwendung für etwas mehr Raum in ihrem Lebensentwurf und kriegen ihre Freizeit auch ohne den FC St. Pauli irgendwie rum.

Mal generell betrachtet: hat der Wunsch beim FC St. Pauli Präsidiumsmitglied zu sein, was von Masochismus? Ist man gern der rote Punkt in der Dartscheibe, weil man wöchentliche Konfrontationen so dringend braucht? Oder ist es der Wunsch nach der Präsenz auf der großen Pressebühne, wenn man eine Rampensau ist wie Herr Orth (bitte entdecken Sie die Ironie)? Oder der Glamour, der damit einhergeht, der Respekt, die Anerkennung, die tolle Kommunikation mit den Fans, das Geld, die Macht… ähem… also eher nichts von all dem?

Ich frage mich wirklich, warum man das tut. Und ich frage mich, wer die Menschen sind, die im Falle eines Rücktritts aka Abwahl bei der JHV die Plätze einnehmen. Die sich darüber im Klaren sind, was auf sie zukommt. Nicht nur wie in den vergangenen Jahren das Bewusstsein, ständig unter dem Fan-Mikroskop zu liegen, sondern auch die Tatsache, dass man wöchentlich ohne größere Absicht die Sau im Dorf sein könnte, blitzscnell dank des www. Würden Sie sich das antun? Ich nicht. Und da ich bezweifle, dass die größten und leidenschaftlichsten Kritiker selbst die Absicht haben, in einem neuen Präsidium zu wirken, sondern sich eher auf dem Posten des Mephistopheles gefallen, würde mich wirklich interessieren, wie die Fiktion weiterginge. Wenn es keine Kandidaten gäbe oder sich die JHV nicht auf eventuell doch aus der Pappschachtel springende Presidents-in-the-box einigen könnte. Dann hätten wir kein Präsidium. So was von non-established, wie es das sonst gar nicht gibt. Die Geschäftsführung des Vereins wäre damit quasi zwar lahmgelegt, der normale Betrieb ohne Entscheidungsträger nicht mehr möglich. Großgläubiger würden vielleicht blitzschnell die Sicherheiten für ihre Kredite überdenken, aber keinen Ansprechpartner mit Entscheidungsbefugnis mehr finden. Ich glaube, als Bank würde ich in so einem Fall auch die Kredite sofort mal fällig stellen. First come, first cash.

Wenn die alle zurücktreten und kein anderer will sich das ernsthaft antun, was wäre denn dann, so ohne Vereinsvertreter? Sehe die Rebellen schon auf die Bühne stürzen und ihren Triumph feiern. Wenn sie einen konkreten Plan und auch Freiwillige haben, dann mögen sie feiern. Wenn nicht, würde das richtig interessant.

Jetzt mal im Ernst: wollten SIE den Job? Einen unbezahlten, in dem Sie täglich darauf gefasst sein müssen, der Inhalt der nächsten „…. raus!“ Choreo zu sein, direkt neben der „F*** Dich, DFB“-Choreo? Wo Sie sich, noch bevor ein Thema wirklich behandelt und durch ist, schon dem nächsten Thema widmen müssen, weil das Internet wieder kocht?
Möchten Sie sich mit penetranten Verstrahlten, die empörte Mails schreiben (wie mir zum Beispiel) und sich mit Ihnen treffen wollen, an einen Tisch setzen und sich ständig rechtfertigen und dokumentieren? Möchten Sie ständig erklären, warum Sie etwas gemacht haben, wenn Sie lieber nichts hätten machen sollen und warum Sie nichts gemacht haben, wenn Sie etwas hätten machen sollen? Wo man ihnen selten bis nie erklärt, was Sie eigentlich hätten machen können? Weil Sie es vielleicht auch gar nicht konnten, das aber keinen interessiert? Wo Sie an der einen Stellungnahme noch schreiben, während bereits die nächste gefordert wird?

Das hier ist einfach eine Überlegung, ob ich selbst bereit wäre, den Job zu übernehmen und mich nicht nur der kritischsten Fanszene der Republik zu stellen, sondern auch einer Fanszene, die Kritik teilweise als gnadenlose Demontage versteht, die auch keinen Raum mehr für Konsens, Kommunikation und Fairness lässt. Bevor es heisst, WIR wollen ja kommunizieren, das Präsidium aber nicht: wenn man Kommunikation und erheblichen Klärungsbedarf (sic!) mit vorgehaltenem siebenfach gefälteltem Samuraischwert serviert bekommt, sinkt die Lust. Zumindest bei mir würde sie das. Und sogar eher ins Gegenteil umschlagen. Das Ding ist richtig verfahren und daran sind beide Parteien beteiligt. Schuld ist nicht immer nur einer, das Dilemma ist mitgestaltet.

Und daher fordere ich zur JHV nicht nur den Rücktritt des Präsidiums, sondern auch den Rücktritt der Fanszene. Wenn schon Neustart, dann aber richtig!!

Edit: an dieser Stelle die Top Ten-Pro-Tipps zur Clickgenerierung (wers braucht) direkt von der Quelle, denn die BILD muss es ja wissen:

1. Das Wichtigste: ein reißerischer Header, der pawlowartig sofort den Reflex auslöst, den Link anzuklicken, der dahinter steht.
2. Die Informationen zum Thema als aus besten Kreisen informierte Vertrauensperson gestalten und den Leser sofort in den Kreis der Bestinformierten integrieren
3. Dringend darauf achten, dass die eigene Empörung eine Mit-Empörung quasi verlangt, weil ohne Mit-Empörung wird man nicht Clubmitglied.
4. Den Link zum Beitrag unbedingt bei den am besten verbreiteten Medien hinterlegen, vorzugsweise in den Kommentaren zu Brand-Themen, auch wenn man diese Medien zutiefst verabscheut. Was der gute Ton einfach auch verlangt.
5. Den Link zum Beitrag unbedingt im Forum, das man nicht liest, hinterlegen. Mit Hinweis auf 1. ist das Potenzial unbegrenzt.
6. Mit gutplatzierten Backlinks auf diverse eigene Beiträge das Page Ranking positiv beeinflussen und schon mal den Sekt kaltstellen für die Bekanntgabe des Platzes beim Blogranking.
7. Unbedingt im Text Links zu meinungsführenden Blogs hinterlegen, da der eigene Link dann dort auch erscheint.
8. Unbedingt etliche Ungeheuerlichkeiten plakatieren, bei denen der Leser erstmal entsetzt nach Luft schnappt und Punkt 3 in Kraft tritt. Sollte sich ein Teil davon später als unwahr erweisen, einfach ignorieren und den nächsten Beitrag vorbereiten. Man kann sich darauf verlassen, dass unliebsame Themen relativ schnell versanden.
9. Kritik am Beitrag als unwichtig, unrichtig, schlecht informiert, falsch positioniert und einfach dusselig kennzeichnen, den Lesern helfen, Dinge einzusortieren, ehe sie das selbst tun. Kann nur schief gehen.
10. Sich unbedingt mit Gleichgesinnten vernetzen, sich gegenseitig verlinken, sich retweeten, faven, liken (konzertiertes Eierschaukeln), Retweets von bekannten Twitterern einfach durch das Einfügen des eigenen Links einer breiteren Öffentlichkeit bekannt machen- kurzum: werden Sie kreativ und entdecken Sie die Möglichkeiten!

Dies war ein Servicebeitrag.

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