Fabulous Sankt Pauli

.. ist die einzige Möglichkeit

22.04.2012 FC Sankt Pauli vs. Hansa Rostock 3:0

Was für eine Freude! Nicht nur, dass man endlich mal wieder über etwas Sportliches schreiben kann, sondern dass es viele erfreuliche Dinge gab am Spieltag. Sports first.

Doppelpack von Ebbe, wunderbar. Wer noch vor kurzer Zeit meinte, wir bräuchten neue Stürmer, senke sein Haupt und schweige. Der, den wir haben, kann es ganz gut. Hätte es sogar noch deutlich besser gekonnt, die 100%ige und die zwei Minuten später 200%ige hätte er reinmachen müssen. Auch mein kleiner Fin hätte nach dieser prima Doppelaktion, in der er seine Gegenspieler wunderbar ausgetanzt hat, den Ball eintüten müssen. Hat er nicht, hat er aber dafür später. Was mich wie immer besonders freut. Tschauner im Tor hat was Beruhigendes für mich, ich glaube aber, dass, wenn er mal so richtig gefordert würde, er noch mehr aufdrehen könnte. Der Mann, auf dessen breites Kreuz locker ein Doppelname aufs Trikot passen würde, tut mit seiner souveränen, unaufgeregten Präsenz sehr gut. Nicht nur meinen Nerven. Heute hat mir die Mannschaft gut gefallen. Weniger die Fehlpässe und das Verdaddeln, sondern der ständige Druck und Zug nach vorne, immer wieder anrennen, versuchen, den Rostockern keine größeren Räume lassend, Bälle zurückerobernd, die man verdaddelt hat und das 90 Minuten lang. Von einem Sitzplatz in der Nord ganz oben im Gebälk aus betrachtet, kann man die Raumaufteilung, die Spielzüge und die Bewegung sehr gut sehen, ein anderes „Guckerlebnis“ und kein schlechtes.

Dieses Spiel war aus vielen Gründen wichtig. Koggeversenken ist so ziemlich das wichtigste in einer Saison, in der der HSV nicht zu einem Pflichtspiel zu Gast ist, schürt bei vielen noch das Quentchen Relegationshoffnung und hatte aufgrund der äußeren Umstände, der Aussperrung der Gästefans und all der Diskussionen um Support, Solidarisierung und Polizei noch eine besondere Bedeutung. Wieviele St. Paulianer tatsächlich draußen geblieben sind, konnte man der Optik im Stadion nicht gut entnehmen. Die Süd war relativ gut gefüllt, wahrscheinlich mit etwas mehr Raum für den Einzelnen, aber nicht leer bzw, halbleer. Ein größerer Fleck leere Business Seats -die geradezu nach Rückbau betteln- aber ansonsten…

Die Stimmung. Was soll man sagen? Es gab sie. Keine schlechtere und keine bessere als sonst, eben anders. Einzelne Bereiche schienen die Möglichkeit des ungehemmten Aufblühens zu nutzen, selten habe ich die Haupttribüne so entfesselt erlebt, nachdem klar war, dass sie tatsächlich mitmachen sollten. Natürlich ist es schwer, ohne „Koordinator“ so auf Anhieb alle Gesänge und Wechselgesänge hinzubekommen in gewohnter Qualität. Aber es gab das Aux Armes, es gab Wechselgesänge mit allen Kurven, es gan „das ganze Stadion“ und dazwischen sehr viel spielbezogenen Support. Daraus abzuleiten, dass USP überflüssig ist, ist genauso falsch wie zu behaupten, dass es ohne USP nicht geht. Wenn sich diese Erkenntnis durchsetzt, gibt es vielleicht eine Möglichkeit, allen Supportwilligen Räume zu lassen, um das große Ganze wieder zu vereinen. Der eine mag spielbezogenen Support, der andere USP-Gesänge und es kann beides nebeneinander existieren. Wenn die einen sich etwas zurücknähmen und dafür die anderen etwas mehr aus sich herauskämen – es wäre unfassbar gut.

Alles in allem war das ein ungewöhnliches, aber sehr erkenntnisreiches Stadionerlebnis heute mit sehr viel Fussball. Auch mal schön.

Zu dem „draußen“ kann ich nicht viel sagen, von der Polizeipräsenz habe ich weder auf dem Hinweg noch auf dem Rückweg viel bemerkt, es war nicht mehr und nicht weniger als sonst bei Fussballspielen, wenn man die „Hot Zone“ umgangen hat. Was aber nach übereinstimmenden Berichten das für mich erstaunlichste ist, ist, dass die Demo der Hansa Rostock Fans absolut zwischenfallfrei und friedlich abgelaufen sein muss. Da muss ich hier an dieser Stelle zugeben, dass ich das niemals für möglich gehalten hätte und gerade deswegen den Demonstranten der Rostock-Fans größten Respekt zolle. Es freut mich für die paar Rostocker, die ich kenne bzw. mit denen ich näheren Kontakt habe, besonders. Und in diesem Fall freue ich mich auch, dass ich mich geirrt habe und sich diese Spirale zumindest an dieser Stelle nicht weitergedreht hat. Kompliment an die Koordinatoren der Demo und die Teilnehmer. Ehrlich. Ebenfalls Respekt für die, die tatsächlich das ganze Spiel draußen geblieben sind, um für ihre Ideale einzutreten. Ob man die Ansichten über das wie und wann teilt oder nicht, weiß man doch um das Opfer, das dafür gebracht wurde, nämlich dieses Spiel nicht zu sehen. Das verdient Anerkennung, ohne wenn und aber.

Was sich ansonsten abgespielt haben mag, kann ich nicht einschätzen. Es gibt wie immer Berichte von Fans und Berichte der Polizei. Das eine Video mit der jungen Frau, dass dutzendfach bei Twitter und Facebook verbreitet wurde, kann ich nicht einordnen. Frage mich nur, warum sie da nicht weggegangen ist, warum sie nicht mit dem großen Typ, der sie dort weg holen wollte, mitgegangen ist. Was genau sich da abgespielt hat, gibt das Video nicht her. Wie sagte @ChrissiHH so treffend: beide „Seiten“ tragen da offenbar nicht zur Deeskalation bei. Das ominöse Flugbaltt der Polizei an die Anwohner des Viertels, das mit großer Empörung verbreitet wurde, habe ich im Viertel nirgends gesehen, auch am Wohnhaus selbst nicht und auch nicht auf dem Hin- oder Rückweg. Vermute ein eskalierendes Fake dahinter, mittlerweile sind sich die Ursprungsverbreiter auch nicht mehr so sicher, was die Echtheit angeht.

Da fällt mir eine kleine Begebenheit aus Frankfurt, beim nachgewiesen friedlichen Umfeld ein, als wir den Gästbelock betreten wollten. Da standen ein paar Uniformierte, einer davon mit einem Aufnäher „BESI“ auf der Jacke. Als ihn einer von uns ansprach, weil er wissen wollte, was das bedeutet, ging im gleichen Moment ein angespannter Ruck durch die Polizisten. Als wäre man drauf gefasst, dass es gleich Ärger gibt. Als dann die harmlose Frage kam und man auch noch scherzte, liess die Körperspannung sofort nach. Wenn man bedenkt, dass das im Umfeld von friedlichen Fangemeinden dennoch so ist, kann ich mir ungefähr vorstellen, wie dünn das Nervenkostüm aller Beteiligten in Situationen wie heute sein muss.

Schade, dass offenbar -die Berichte widersprechen sich auch nicht von offizieller und Fan-Seite- wieder ein paar verstrahlte (scheinbar trittbrettfahrende) Krawallbrüder, die „dem Umfeld des FC St. Pauli zuzuordnen sind“ (ist man aber schon, wenn man ein Totenkopf-T-Shirt-trägt), die Gelegenheit genutzt haben, ihrem Erlebnisdrang mit Team Green freien Lauf zu lassen. Sollten tatsächlich Feuerwerkskörper auf die Pferde der Reiterstaffel geworfen worden sein, ist das allerdings ganz mies und geht überhaupt nicht.

Was ansonsten da genau wo passiert ist und wer da einen Laden entglast hat, wer Flaschen geworfen hat und und und, weiss ich nicht. Verschwörungstheorien, dass Polizisten in zivil die Gelegenheit genutzt hätten, durch die Landenentglasung wieder etwas mehr Hass zwischen St. Pauli und dem HSV zu schüren, halte ich allerdings für abwegig. Ist nur meine Meinung, aber wer auch immer es war, hat dafür gesorgt, dass in Kürze wahrscheinlich das Jolly Roger auch wieder Ziel von Attacken wird. Auge um Auge. Das übliche.

Ebenfalls überrascht haben mich die ersten Blogberichte zum Spiel und den äußeren Umständen, die ich gelesen habe. Hätte ich auch in dieser erfreulich sachlichen und vor allem objektiven Art nicht erwartet. Wir hatten wohl heute alle zumindest Freigang aus dem Denkgefängnis und da schliesse ich mich auch nicht aus.

Einge ganz besondere Blogempfehlung gilt dem Hanseator und seinem Bericht als Gästefan am Millerntor auf der Gegengeraden.

Einzelbeitrag-Navigation

24 Gedanken zu „22.04.2012 FC Sankt Pauli vs. Hansa Rostock 3:0

  1. Danke für den Bericht von „oben“ (was den Sitzplatz in der Nord betrifft) und die wunderbare Formulierung „Freigang aus dem Denkgefängnis“. Zum Spiel kann ich nur sagen, dass es endlich mal wieder eines war, dass man ganz entspannt verfolgen konnte. Gab’s ja auch schon lange nicht mehr.
    Was hieß denn nun „BESI“ auf der Jacke des Frankfurter Polizisten?

  2. Hätte Ebbe nicht eigentlich vier Tore machen müssen?

    Und Bartels hätte ich nachdem Strafraumsolo der anschliessenden Torerfolg auch so gegönnt. Schade. Aber insgesamt sah das sehr nach Fussball aus!

  3. alloe sagte am :

    Ist schon interessant, wie unterschiedlich die Eindrücke von ein und demselben Spiel sein können. Ich empfand die Polizeipräsenz gestern alles andere als normal. Auf dem Hinweg war es noch einigermaßen OK, man hat ja auch einiges erwartet. Auf meinem Rückweg in die Schanze, den ich dann doch lieber über die Feldstrasse anstatt über die Budapester gegangen bin, war die Anzahl der Einsatzfahrzeuge und der darin wartenden Polizeikräfte dann aber doch massiv. Gerade im Vergleich zu einem ’normalen‘ Spiel.
    Auch bezüglich der Stimmung im Stadion hatte ich einen ganz anderen Eindruck. Ja, es gab Aux Armes, ja, es gabe auch Wechselgesänge, aber doch irgendwie verhalten und eher verkrampft als euphorisch. Vor dem Hintergrund, dass es sich nicht um irgendein Spiel handelte, sondern um das Derby gegen Rostock und dass es noch um den Relegationsplatz geht, fand ich es alles in allem doch etwas dürftig. Also ich habe USP vermisst.

    • Die Polizeipräsenz mag an den gewählten Wegen gelegen haben. Hin über Davidstrasse, Hopfenstraße, ein Stück Reeperbahn, rüber zum Dom und hinein, zurück ähnlich. Ich muss die Konfrontation nicht suchen, um ihr aus dem Weg zu gehen, der Wohnort machte das allerdings auch leichter als für die, die durch MUSSTEN.

      Verglichen mit zum Beispiel der Polizeipräsenz beim HSV-Marsch fand ich das in der Relation nicht so übermässig, aber wenn man nicht in der HotZone war, kann man das schwer beurteilen, das ist wohl wahr.

      Das mit der Stimmung im Stadion ist so eine Sache. Leute, denen das USP-Singen auf die Nerven geht, dürften das gestern ungeachtet der Intensität hochhypen, Leute, die meinen, ohne USP ginge es nicht, sehen es genau anders herum.
      Ich denke mal, beides ist falsch, aber wohl der persönlichen Einstellung zum Hintergrund geschuldet.

      Ich hab nichts gegen USP-Gesinge, ich sing ja auch mit ab und zu, aber auch nichts gegen spielbezogenen Support. Wenn es gelänge, beides zu kombinieren, ohne dass sich die eine oder auch die andere Gruppe benachteiligtoder gegängelt fühlen müsste.

  4. Pingback: Nicht spurlos

  5. Piet sagte am :

    Das erste, was gestern auf dem Weg zum Nach-dem-Spiel-Bierchen von der Bezugsgruppe kam: Was für ein entspanntes Spiel, was für eine tolle Stimmung!

    Zum Spiel selber meinen großen Respekt gegenüber beiden Mannschaften, die die sehenswerten 90 Minuten ohne Karten über die Bühne brachten, was ich für ein Spiel dieser Brisanz und in dieser Phase der Saison nicht für selbstverständlich halte (und ein Lob an dieser Stelle auch an das Schiedsgespann, das sonst ja meist unerwähnt bleibt). Ach Ebbe, ich hätte ihn knutschen können (allerdings auch mit Pferdekuss für die nicht gemachten, aber geschenkt…)! Und Sobiech, was für eine Freude ihm zuzusehen! Und wo du gerade Tschauner erwähnst, Jeky: Ich hoffe, die Ostsee weiß Hahnel ausreichend zu schätzen, der hatte gestern ein großes Spiel! Wie die Flachmeer-Schipper sich insgesamt gut gestemmt hatten, zumindest in HZ1.

    Was das drumherum angeht: Ja, großes Kompliment Richtung HRO-Demo, die das den Berichten nach offensichtlich vorbildlich über die Bühne gebracht haben (allerdings auch: Wie bescheuert kann man sein, da als vereinzelter St. Paulianer unter „Scheiß-Sankt-Pauli“-Chants mitzulaufen). Und: Großes Lob auch an die fcsp-Orga, die den Dorsch-Anglern kurzerhand doch noch ihren Gästeblock im Sitzplatzbereich ermöglichten. Was dann auch der Bereich war, unterhalb dessen wir gestern ausnahmsweise standen, unsere alte Heimat sozusagen, bevor das Gästeblock geworden war. Und, wo wir gerade beim Loben wären: Respekt an die wohl etwa 30 Hobbyfischer da oben, die kräftig Alarm machten! Und zwar nicht nur mit langweiligem *gähn* Scheiß-St-Pauli-Zeug, dem unten meist mit kurzem Applaus begegnet oder mitgesungen wurde, sondern durch ganz realistische Chants, die im Konjunktiv transportierten, wie gern man mal wieder gewinnen würde, aber auch Auf-Ab-Aufstiegs-Dichtung in einer Selbstironie, die unseren Gesängen alle Ehre gemacht hätte — das war großes Kino! Ich stelle mit vor, derartiges aus tausend Kehlen: Wow! Mit denen (ich setze jetzt mal voraus, dass man Fascho-W*chser draußen gelassen hat) hätte ich im Anschluss auch gern ein Bier getrunken! Und allein die 30 waren zeitweise so laut, dass die Aufrufe zu Wechselgesängen aus Süd/Haupt bei uns zumindest nur schwer zu hören waren, weswegen Einsätze dann zögerlich oder verspätet kamen. Sorry, die Akustik ist dort einfach… ähm… fassen wir es mal in Anlehnung an einen Abendblatt-Artikel unter „Kult“.

    Nein, ich würde nicht sagen, dass durch das Fehlen (eines Teils) des USP-Supports die Stimmung im Stadion schlechter war (im Gegenteil habe ich viele getroffen, die ihn besser fanden, dem ich aber auch nicht zustimme) oder das eben deswegen Wechselgesänge nicht so funktionierten wie bisher: Ich fand die Stimmung gut! Nicht besser oder schlechter, sondern anders. Allerdings ist doch völlig klar, dass, wenn man USP-Gesänge über Jahre gewohnt ist, das Fehlen in dieser Form zumindest zunächst ungewohnt und neu ist. Das muss man erstmal realisieren und damit umgehen unter neuen/anderen Bedingungen, und das, finde ich, hat gestern hervorragend geklappt! Allein dass die Haupt derart aus sich rauskommen kann, wer hätte das gedacht! Die GG aber nicht weniger (soweit das in meinem Eck ankam), die Nord kann ich aus rein akustischen Gründen kaum beurteilen.

    Und auch ein großes Lob an die, die draußen ihren Protest geäußert haben! Wer behauptet, sie (ausgerechnet!) wären leichtfertig draußen geblieben, dürfte genauso wenig verstanden haben wie die, die (immer noch!) andeuten, denen drinnen wäre es nicht um Protest gegangen oder hätten mit den Bannern nur Forderungen der Protestierenden draußen erfüllt! So ein Käse! Sowohl den Protestierenden drinnen, als auch denen draußen gebührt großer Respekt für ihr gemeinsames anliegen, auch wenn man über die Wahl der Mittel unterschiedlicher Meinung war. Wie schwer es manchem gefallen ist, nicht rein zu gehen gerade bei diesem Spiel, weiß ich sehr gut; Protest auf unterschiedlichen Wegen und Kanälen, drinnen und draußen — klasse!

    Auf dem Weg raus aus dem Stadion konnten wir den „gefährlichen“ Weg über den Dom leider nicht meiden — es gab keinen anderen. An der Feldstraße fand ich das Maß an Wasserwerfern, Mannschaftswagen, etc. schon erheblich, allerdings hatte ich (leider) auch nichts anderes erwartet. Nicht erwartet hatte ich, so wenig Polizisten selbst zu sehen (wohl wissend, dass sie im Zweifel sehr schnell da sein würden). Wir waren heiser, glücklich und entspannt, sogar ein, zwei Rostocker, die als solche erkennbar waren, liefen ein wenig verloren wirkend durch den Bahnhofsbereich, kurz darauf fingen jene Wagen, WaWe Nr. 5 und SH und all die, an, im Kreis um das Stadion zu fahren, zumindest kam uns das so vor. Müssen ja auch mal bewegt werden, dachten wir uns.

    Dass die wohl vorm Jolly zum Einsatz kamen, hatten wir zu dem Zeitpunkt nicht mitbekommen. Schade. Wer auch immer meinte, dieses bescheuerte „Böse-Bullen“-Spielchen inszenieren zu müssen (erstrecht, wenn das „Pyro auf Pferde“ stimmen sollte), hat schlicht nicht alle Latten im Zaun! Und egal, ob das Leute aus dem USP-Spektrum waren oder Vorstadt-Kiddies, die sich zu solchem Bockmist berufen fühlten wie beim Schanzenfest: Da lasse ich kein „das waren solche, die sonst nie da sind“ gelten — das war einfach nur beknackt, und es waren Leute, die sich selbst dem fcsp-Umfeld zurechnen, also müssen wir auch damit umgehen.

    Allerdings muss man auch sagen: So wenig Randale zu einem fcsp-fch-Spiel gab es lange nicht! Wer die letzten Jahre im Hinterkopf hat, muss eigentlich zu dem Schluss kommen, dass insgesamt sehr wenig passiert ist, trotz „Gefahrengebietes“. Schade, dass — ja. Aber wenn ich Überschriften „Ausschreitungen auf Sankt Pauli“ lese, dazu martialische Bilder schon im Kopf… och nö.

    Nein, insgesamt war das ein erfolgreicher, schöner Fußball-Sonntag, nächstes mal bitte wieder mit Fans!. Und wenn die leckgeschlagene Flicken-Kogge ihre real-existierenden Fan-Probleme in den Griff bekommen (die man nicht vergessen oder unter den Tisch kehren sollte bei lauter Lobhudelei), dann gönne ich ihnen auch den Wiederaufstieg, irgendwann — auf ein erneutes #Koggeversenken und einen Naki, der stolz den Totenkopf durchs Stadion trägt!

  6. Stimmt, der Rostock-Keeper Hahnel hat da eine Menge zu tun gehabt und seinen Job richtig gut gemacht, wie einige andere auch. Was den Gesamtspielgenuß über weite Strecken komplettiert hat. Schiedsrichtergespanne finden ja vorwiegend Erwähnung, wenn sie schlecht/vermeintlich schlecht waren. Dieses Gespann kam gänzlich ohne Karten aus und weder ich noch in meiner Beobachtung andere waren mehr als normal erbost über Einzelentscheidungen. Das sah auch zwischen den Spielern sehr fair aus, erfreulich.

    Was die Presse aus alldem macht, war im Grunde abzusehen. Nun ist vergleichsweise nicht viel passiert, dann muss man das eben episch ausbreiten.
    Flaschen, Steine und Leuchtkörper werfen, ob auf Menschen oder auf Pferde, geht gar nicht, aber es heisst, es waren nur ein paar einzelne Riotkids. Wieso man die paar aber nicht abfischen kann von Fanseite… keine Ahnung.

    Bin gespannt, was die Woche noch so bringt. Mittlerweile bin ich ja fast froh, dass man mich Bild-Zeitung des FCSP nennt und nicht Mopo, das wäre ja noch viel schlimmer 😉

  7. Pingback: Rumstehterroristen – #FCSP nahezu ohne Hansa Rostock im Gefahrengebiet « KleinerTods FC St. Pauli Blog

  8. Im Grunde könnte ich ein „+1“ unter den Kommentar meines fast Namensvettern Piet setzen, aber mein Mitteilungsdrang nötigt mich dann doch noch ein paar eigene Worte zu schreiben.

    Zum (USP-)Protest: Auch wenn ich die Motivation hinter dieser Aktion als sehr richtig empfinde und das erbrachte Opfer respektiere, halte ich die Art und Weise für vollkommen falsch… im besten Falle sinnlos, im schlechtesten wird der eigene Verein geschädigt. Aber okay, wenn solche Aktionen freiwillig ablaufen, muss das jeder mit sich selber ausmachen.

    Zur Stimmung: Mir, und allen meinen Nebenstehern (Gegengrade-Mitte) hat es gut gefallen. Ja, da war selbstverständlich noch eine Menge Luft nach oben, aber es war deutlich besser als befürchtet. Von daher wäre ich jetzt nicht komplett am Boden zerstört, wenn es noch ein Spiel USP-Pause geben würde. Nicht falsch verstehen, ich bin schon der Meinung, dass für alle möglichen Support-Varianten Platz im Millerntor ist, selbstverständlich auch für den Herrenchor auf der Süd, aber so ein Spiel ohne Dauerlalala und Getrommel fand ich schon recht angenehm.

    Zum Stress nach dem Spiel: Wir haben leider ein gewisses, erlebnisorientiertes, Klientel (und nein, damit ist ausdrücklich nicht USP gemeint), welches mit Begeisterung Stress mit der Bullerei sucht, das ist einfach nicht zu leugnen. Und ich halte auch überhaupt nichts davon diese Problematik mit dem „Die gehören gar nicht wirklich zu uns“ – Argument vom Tisch zu wischen, wie das in Ansetzen auch von Ihnen hier im Artikel versucht wird. Was wurde sich, zu Recht, aufgeregt, wenn so was von Seiten der Rostocker/Stellinger/etc gemacht wurde… nun ja. Und dass Team Green solch eine Steilpassvorlage nach der gesamten Vorgeschichte dankend annimmt, ist zwar traurig, war aber leider genau so zu erwarten gewesen… warum kann man sich nicht zusammenreißen und die Sturmtruppen ein einziges Mal mit einem entspannten Lächeln statt einem Flaschenwurf begrüßen…? Herzlichen Dank ihr Idioten in braun-weiß (by the way Idioten in braun-weiß: Was teilweise im Forum zu dieser Geschichte zu lesen ist, bringt mich glatt zum Kotzen… Nein, auch kein unverhältnismäßiges Polizeiaufgebot rechtfertigt Gewalt. Niemals. Eine Selbstverständlichkeit, die anscheinend bei einer ganzen Menge Personen leider keine ist). Zum Glück ist ein Großteil unserer Leute danach aber friedlich geblieben, trotz der zu erwartetenden, überzogenen Gegenreaktion der Polizei.

    Wie man es richtig macht, haben überraschenderweise die Rostocker gezeigt, womit ich im Leben nicht gerechnet habe (aber damit bin ich ja nicht alleine ;-)), daher auch nochmal von meiner Seite Respekt für den Verlauf der Hansa-Demo.

    Und noch schnell zum eigentlichen Spiel: Hier gibt es fast nur positives zu schreiben… Schön, dass Sobiech wieder da ist, und so wie es aussieht, wird er uns auch noch über die Saison hinaus erhalten bleiben, was mich sehr freut. Zusammen mit Mohr, Gonther, Thorandt (gestern wieder einmal stark!) und eventuell noch Zambrano wäre die IV mehr als gut bestückt. Positiv überrascht hat mich Naki… mehrfach mit gutem Auge für die Mitspieler, kein Gemecker, ordentlicher Einsatz – so darf der Vertrag gerne verlängert werden. Bartels findet rechtzeitig zum Saisonfinale aus seinem kleinen Formtief (was hätte ich ihm das Tor nach dem tollen Sololauf gegönnt!) und Ebbers ist natürlich über jeden Zweifel erhaben, auch wenn er mindestens ein Tor mehr machen muss. Eine Alternative für die neue Saison ist aber trotzdem zwingend notwendig… der werte Herr wird nunmal nicht jünger und wie sehr ein zweiter, guter Stürmer fehlt, wurde in den Wochen ohne Ebbers mehr als deutlich. Bei Rothenbach hat man gestern leider gesehen warum seine Zeit, zumindest in braun-weiß, zurecht zuende geht… Alles in allen war es jedoch ein sehr guter Auftritt des magische FCs, die Kogge wurde sauber versenkt. Zum fünften Male in Folge, wenn ich das jetzt richtig im Kopf habe.

    Zum Abschluss noch schnell eine kleine persönliche Frage: Bekomme ich „drüben“ eigentlich noch eine Antwort? 😉

    • Nein, nein, von dieser Relativiererei „die sind ja nicht von uns“ halte ich gar nichts, sie tummeln sich unter uns, da gibt es kein Rausreden. Wenn ich das in Ansätzen im Artikel gemacht haben sollte, stelle ich das hier noch mal klar. „Die“ sind unser Problem, weil sie sich zu unserem Problem machen.

      Das mit der Antwort „drüben“ hab ich einfach noch nicht geschafft, aber nicht vergessen! Das Video hätte ich ja immerhin am Start, nur wohin damit? 😉

      Wie man vielerorts nachlesen kann, ist ja allein die Präsenz der Polizei eine Provokation für viele, das allein ist schon ein Problem. Und das reicht eben schon für Flaschen-, Steine- oder Böllerwürfe für den einen oder anderen.

      Wie bereits vermutet, die Polizei ist nach außen in der erwarteten Win-Win-Situation aus der Sache gekommen, die Rostocker mit vollen drei Punkten aus dem Demonstrations-Kultur-Wettbewerb und wir wieder mit den üblen Schlagzeilen. Nun ja…

    • Piet sagte am :

      Noch mal kurz angehängt, wo du es gerade sagst: Naki: NAKI! Mit !!!11! Hat da eine Seelenwanderung stattgefunden? Steckt da ein anderer Mann in seinem Körper? Schon im Spiel gegen Fürth (war es doch, oder?) kamen nicht Spieler auf ihn zu, um ihn zu bremsen und zurückzunehmen, nein: Naki beruhigte seine Mitspieler! Mehrmals. Ich habe ja meinen Augen nicht getraut! Und gelaufen ist der Kerl, geackert hat der wie so’ne Wühlmaus! Und Sonntag? Ich glaub, der wächst gerade über sich hinaus und aus dem ungestümen Kraftei wird ein erwachsener Spieler. Mann, was ich mich freue!

  9. Mike sagte am :

    Fotos von der Fischdemo in Altona und dem Geschehen nach dem Pauli-Spiel.
    http://www.turus.net/fotostrecke/sport/rostocker-in-hamburg-2012.html

  10. Elias sagte am :

    Super Bericht! Doch muss ich sagen, dass dieser Sieg eine Pflichtaufgabe war!! Wenn nicht gegen Rostock wann dann sollte man zeigen, dass mana uch Fußball spielen kann? Nichts gegen Rostock aber was die im Moment zeigen ist nix. Daher finde ich man sollte ein wenig auf dem Teppich bleiben.

    • Absolut richtig, das war Pflicht, nicht Kür. Wäre es gegen Dresden für einen Aufstiegsaspiranten allerdings auch gewesen. So lieb ich die alle habe, aber so reichts eben nicht. Und Paderborn dürfte brennen auf einen Sieg am Sonntag. Da wird sichs zeigen.

      • Elias sagte am :

        Ich bin gespannt. Denn eigentlich bin ich der Meinung, dass Pauli def in die Bundeliga gehört. Hoffe das sie es nächste Saisonwieder def schaffen. Pauli ist einfach Kult und besser als Augsburg spielt ihr allemale was ncoh ein Grund darstellt das ihir wieder kommt!

        • Ich denke, sie werden es versuchen. Nur ohne Duisburgs Hilfe wirds nix.
          Aber wenn nicht dieses Jahr, dann eben nächstes Jahr ein neuer Anlauf, wir sind ja nicht sooooo unglücklich in der 2. Liga 😉

          • Elias sagte am :

            Hmmm,

            aber wenn man nicht unglücklich ist läuft doch wieder was falsch odeR? Man will doch den Erfolg! Dieser würder wiederum bedeuten Aufstieg. Wie gesagt sehe auch lieber so eine farbige Maus in der Bundeliga wie solche grauen namens Augsburg!

            • Sagen wir mal so: wenn es läuft wie in der letzten Erstligasaison, in der wir vorwiegend auf den Frack gekriegt haben, ist es schon ganz schön, wenn man wie in der 2. auch öfter mal gewinnt 😉
              Wenn die Qualität reicht, um sich im Mittelfeld festzubeissen, wäre das gut. Das sehe ich allerdings im Moment nicht. Eher wieder einen Aufstieg mit Direktabstiegsgarantie. Aber das Geld könnte man bei den Investitionen zur Zeit durchaus gebrauchen.

  11. Pingback: Die Liebe zur Gewalt - Fankultur bei St. Pauli • Nicht spurlos

Hinterlasse einen Kommentar