Fabulous Sankt Pauli

.. ist die einzige Möglichkeit

Und dann war da noch die Sache mit Naki…

Deniz Naki verlässt also den Verein. Nicht wirklich glücklich, weil er wäre gern geblieben. Das kann man aus den Interviews deutlich hören. Und ich gebe zu, ich mag ihn, diesen hitzköpfigen, hochemotionalen Gefühlssturm auf zwei Füßen. Und niemals werde ich den Moment vergessen, der auf meinem Lieblingsbild of all times perfekt eingefangen wurde:

Ich kriege heute noch Gänsehaut, wenn ich an die Szene denke und was dem vorangegangen ist. Diese Bilder bleiben in meinem Kopf und ich danke Deniz Naki für einen der großartigsten Fussballmomente meines Lebens. Keine Frage, durch diese Aktion hat er sicher in den noch zu schreibenden Geschichtsbüchern des FC St. Pauli verewigt und in den Herzen aller, die wissen, was dieser Tag dort bedeutet hat. Das mag Ihnen jetzt pathetisch erscheinen, ist es vielleicht auch, aber dann ist es halt so. Ein bisschen Pathos hat noch nie geschadet.

Aber -es war klar, dass ein Aber kommt, nicht wahr?- für mich ist es ok, dass er geht. Er geht, weil er sportlich in den letzten Jahren keine nennenswerte Entwicklung durchgemacht hat. Klar, er verbreitet Unruhe, wirbelt vogelwild umher – aber darüber hinaus ist es eben… nicht ausreichend. Da wir nach wie vor ein Fussballverein sind und es uns einfach auch nicht leisten können, alle zu behalten, an denen unser Herz aus was für Gründen auch immer hängt, muss dann eben immer mal wer gehen. Ansonsten hätten wir eine Mannschaft mit einem Durchschnittsalter von 50, wenn sie alle geblieben wären. Unruhe hat auch ein Morike Sako immer verbreitet, allerdings war der „außersportlich“ auch tadellos. Kann man jetzt bei Deniz Naki nicht so sagen. Er hatte Disziplinprobleme unter Stanislawski und hatte sie auch unter Schubert. Wenn man den Medienberichten Glauben schenkt -und in diesem Fall scheint es mir wahrscheinlich, dass es sich so abgespielt haben könnte- kam Naki zum Training vor dem Paderborn-Spiel mal wieder zu spät, dreissig Minuten, und hatte dann noch einen dreisten Spruch Richtung Trainer auf Lager. Sollte es so gewesen sein, hätte er sein Abschiedsspiel von der Bank oder sogar von der Tribüne gesehen. Ja, klingt hart, aber wir reden hier von einem Fussballprofi, der mit der Disziplin so seine Probleme hat. Weder der letzte noch der jetzige Trainer haben das offenbar in den Griff bekommen, vielleicht schafft es der nächste. Oder die Zeit. Oder beides.

Ich mag den Deniz wegen seiner emotionalen, kantigen, unbequemen Art, manchmal habe ich das dringende Bedürfnis, ihm über den Kopf zu streicheln, wenn er so herzzerreissend weint wie am Sonntag. Oder auch mal vor Wut weint wie auch schon oft. Und wegen der Aktion in Rostock wird er auch immer einen Platz in meinem Herzen haben. Aber eben nicht mehr im Kader des FC St. Pauli zum jetzigen Zeitpunkt. Er hatte die berühmten 5 Minuten, die einen Fussballer des FC Sankt Pauli unsterblich machen. Er hatte ein Stadion, dass total „Naki“ war. Solche Erlebnisse bleiben vielen Spielern verwehrt, er hatte sie und wird sie sicher auch nie vergessen.
Aber Fussballprofi sein ist eben auch kein Ponyhof und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage. Wir haben Lelle gehen lassen und auch Eger. Und Ralle. Und Ian und Jimmy und und… und so geht es weiter mit dem Kommen und Gehen. Das ist für mich ok. Es wurde ihm kein Vertrag angeboten, weil er sportlich nicht den Ansprüchen genügt. Nicht, weil man ihn verletzen wollte oder persönlich düpieren. Auch mit einer Ablehnung muss er lernen fertigzuwerden, genauso, wie er mit der ungeheuer herzlichen Akzeptanz und dem positiven Hype um ihn fertigwerden musste. Falls er das überhaupt schon ist.

Was die „Sperre“ der Nummer 23 betrifft: da würden mir auf Anhieb einige Nummern einfallen, die mit der Begründung „für einen besonderen Spieler“ schon hätten gesperrt werden müssen. Es haben sich schon viele in unsere Herzen gebolzt und sind da auch noch. Mindestens ja mal wohl alle Spieler der Jahrhundertelf. DAS wäre einge Begründung. Aber die Nummern gehen weiter. Und das ist gut so.

Wenn es überhaupt einen gibt, bei dem ich die Nummernsperre unterstützen würde, dann wäre das allenfalls Fabian Boll. Der ist für mich St. Pauli. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.

Also machs gut, Deniz Naki, die besten Wünsche für die Zukunft und nochmal danke. Du weisst schon….

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13 Gedanken zu „Und dann war da noch die Sache mit Naki…

  1. Piet sagte am :

    Wobei ich schon konstatieren würde, dass er sich in den letzten Wochen auf dem Platz prima entwickelt, auffällig stark eingesetzt und positiv auf andere Spieler eingewirkt hat. Und zwar stärker, als ich es erwartet hätte. Ob das reicht, v.a. mit seinen kolportierten Disziplin-Problemen und Frechheiten (immer vorausgesetzt, dass die Berichte stimmen)? Schwer zu sagen. Dass er dennoch immer (s)einen Platz in meinem Herzen haben wird, ist gar keine Frage, dafür gibt es viel zu viele Situationen, für die ich ihn hätte knutschen können. Aber er ist eben auch nicht der Einzige.

    Vielleicht ist es für Naki einfach an der Zeit, flügge zu werden und seine Erfahrungen da draußen zu machen, in seiner Persönlichkeit zu reifen, erwachsen zu werden — mit seiner fcsp-Prägung. Dafür wünsche ich ihm von Herzen alles Gute und freue mich, ihn hier und da mal wiederzusehen, bei einem Spiel, beim antira irgendwann, bei einer VcA-Geschichte, Fanräume. Oder so.

    • Stimmt, in den letzten Wochen war es besser. Mehr Einsatz, aber letztlich unterm Strich eher optisch als ergebnisorientiert. Wobei ich ihm das letzte Tor am Sonntag von Herzen gönne.

      Wenn ich recht überlege, haben wir ganz schön Glück, dass wir so viele Spieler haben, an die wir unser Herz hängen können und nicht nur gesichtslose, emotionslose Namen mit Lohnzettel, die kommen und gehen.

      Und Naki kommt sicher wieder. Zur einen oder anderen Gelegenheit 🙂

      • Julster sagte am :

        oh man deniz… wenn er nich zur hansa geht läufts ja 🙂
        in 5 Jahren kommt er als weltklassespieler zu St. Pauli zurück wär doch was oder? 😉
        mit der geschichte mit Boll habt ihr mich geschockt oh mann wenn Boller weg gehen würde oder aufhört würd ich nich überleben

  2. Pingback: 34.Spieltag (H) – SC Paderborn | Übersteiger-Blog

  3. Steffen sagte am :

    auch mein Lieblingsbild in Rostock, hängt auch in meinem Büro 🙂

  4. Ein schönes „Abschieds-Posting“ für/über Deniz Naki.

  5. Deniz Naki hat beim letzten Aufstieg eine wirklich tolle Saison gespielt und ich hatte schon fast erwartet, dass er den nächsten Schritt macht und zu einem großen Verein („groß“ zumindest im Verhältnis zum FC Sankt Pauli) wechseln würde. Dann kam die erste Liga und Herr Naki versagte auf ganzer Linie… aber okay, damit war er nicht alleine im Team, das Oberhaus (bzw die dortige Defensivqualität) ist nunmal ein anderer Schnack und gerade für technisch versierte (Flügel-) Stürmer scheint der Sprung gewaltig zu sein. Dementsprechend hatte ich große Hoffnung, dass Naki unter Schubert in Liga 2 wieder aufblühen würde… tja, ein Trugschluss. Ich muss mich zwar den Anfangs von Piet gewählten Worten anschließen, die Leistungskurve ging zuletzt nach oben, und nur von diesen Spielen ausgehend, hätte ich ihn zumindest als Back-Up behalten. Hinzu kommt noch, dass bei seinen schwächeren Auftritten häufig falsch aufgestellt wurde: Die Mannschaft braucht einen zweikampf – und kopfballstarken, ballverteilenden Mittelstürmer wie Ebbers, um in der Offensive die nötige Durchschlagskraft zu entwickeln, Naki ist auf dieser Position nur sehr bedingt hilfreich, was allerdings mehr Schubert als Naki anzulasten ist, auf Außen oder hinter den Spitzen sah es ja etwas besser aus.

    Trotzdem bin ich nicht wirklich traurig, dass es nun auseinander geht, denn trotz positiver Tendenz war die sportliche Gesamtentwicklung im besten Fall stagnierend und dazu kommen dann leider diverse unprofessionelle Verhaltensweisen… Ich will da gar nicht groß die aktuelle Trainingsgeschichte herauskramen, keine Ahnung was da wirklich vorgefallen ist (wobei ich mir das so, wie es in den Medien zu lesen war, sehr gut vorstellen kann), aber Naki hat andauernd herumgezickt (bei Auswechslungen, Nicht-Einwechslungen, Trainingsbeginn verschlafen etc), und zwar schon unter Stani. Auch menschlich betrachtet ist es für mich kein großer Verlust. Ich mochte seinen Hang zur großen Geste und ich nehme ihm auch komplett ab, dass er den FC Sankt Pauli in sei Herz geschlossen hat, aber was man so abseits des Spielfeldes zu hören und sehen (gibt es eigentlich noch irgendwo das Musikvideo? Bei Youtube wurde es leider rausgenommen^^) bekam… naja. Klar, das ist eine persönliche Einschätzung und was er in seiner Freizeit macht ist sein Ding, aber es lässt mich dann doch bei Forderungen nach einer Sperrung der 23 ein wenig die Stirn runzeln. Wie Sie schon sehr richtig erkannt haben, hätten diese Ehre erstmal ganz andere Spieler verdient, sei es aus der Jahrhundertelf oder aus dem aktuellen Team… beispielsweise ein Rothenbach, der vielleicht keine Fahne in den Rostocker Boden rammte (dafür aber am letzten Sonntag immerhin eine bei uns *g*), aber dafür sechs Jahre lang, ohne zu Murren, alles gegeben hat.

    Spieler kommen, Trainer gehen (manchmal auch nicht) und so weiter… in diesem Sinne: Alles Gute Deniz, Danke für ein paar wundervolle Momente und vielleicht verschlägt es Dich ja nochmal in ein paar Jahren zu uns, aber wahrscheinlich ist es aktuell wirklich am besten sich hier zu trennen.

    So, und jetzt bitte ganz ganz schnell mit Volzy verlängern. Und in ca 10 Jahren, nach dem unfassbaren 3-1 Sieg im EL-Finale gegen Celtic Glasgow (Zwei Tore von Herrn Volz, ein Duselding nach ner Ecke, sowie ein 35-Meter-Tor-des-Jahres-Hammer), dann bitte die Trikotnummer Zwei sperren…

    „Ich liebe dich, ich träume von dir, in meinen Träumen…“ 😀

  6. Während es vor dem Spiel weitestgehend ruhig geblieben war, brannten nach der Naki-Geste bei einigen die Sicherungen durch.

  7. Wozu braucht es eigentlich eine Relegation? Ich finde, 34 Spieltage sind ausreichend, um den Status als “die drei schlechtesten und die drei besten” zu zementieren. Relegation ist für die Medien, für den Kommerz, die Werbung. Nicht für uns. Zumindest nicht für die von uns, die mit einem Abstieg einfach nicht umgehen können. Für die nicht, für die Abstieg das Ende der Welt as we know it bedeutet. Das Leben zu Ende ist. Der Verein am Boden. Wo waren wir denn mal? Fast pleite. Und heute bauen wir ein neues Stadion, haben knapp den Aufstieg in die 1. Liga verpasst und alles ist gut. Könnte gut sein. Wenn nicht gerade aus dem Magischen FC der Tragische FC wird, wie jetzt. Eins steht fest: meine Stimme bekommt dieses Präsidium nicht mehr. Einmal reicht.

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