Fabulous Sankt Pauli

.. ist die einzige Möglichkeit

Die Steine des Anstosses…

Ich hätte jetzt lieber über das Spiel am Samstag geschrieben. Andererseits gab es da nun auch nicht sonderlich viel Herausragendes zu berichten und dann kamen eben noch die Steine dazwischen. Welche Steine, fragen Sie sich?

Ich muss gestehen, dass mich erst der Artikel von Lichterkarussell darauf gebracht hat, dass es sie überhaupt gibt, denn an der Stelle, wo sie liegen (Südkurvenvorplatz, Nähe Geschäftsstelleneingang), komme ich nur höchst selten vorbei. Dazu muss ich sagen, dass ich zu den anderen im Artikel gemachten Vorwürfen nichts sagen kann, mangels ausreichender Information zu den jeweiligen Themen, mir ging es direkt nur um die Steine. Die ich bis dahin eben nicht kannte. Aber als ich es las und sie dann sah (hier am Beispiel Vierkant)

war ich entgeistert. Meine spontane Assoziation -und da bin ich nicht alleine- : Stolpersteine! Ins Pflaster eingelassene Danksagungsgedenksteine zu Lebzeiten für zwei Vereinsangestellte! Nun sei mal dahingestellt, ob man für die Tatsache, dass man seinen Job gut gemacht hat, nun zwingend eine Ehrung braucht. Auch wenn unser hoch geschätzter Pressesprecher die teilweise Fertigstellung der Gegengerade als „kleines Weltwunder“ bezeichnet, ist es doch schlichtweg ein Stadion. Nicht mehr und nicht weniger. Und nicht das Tadj Mahal am Millerntor und auch nicht der Burj Khalifa vom Heiligengeistfeld. Ein Stadion.

Aber gut, wenn man ein Lobpreisungsmosaik irgendwo im Stadion anpinnt oder eine Tafel an die Wand – das ist eine Sache. Aber einen Pflasterstein, der für viele sofort ein unangenehmes Gefühl ist, weil Gedenk-Steine im Pflaster „besetzt“ sind. Von den Stolpersteinen eben. Zum Thema hat der Verein kurioserweise selbst noch im März einen informativen Artikel auf der Homepage gepostet. Aber irgendwie ist das Empfinden da an den Entscheidern völlig vorbeigegangen. Für mich ist und bleibt das respekt- und instinktlos und ich wüsste gerne, wessen Idee das war und wer diese Idee gutgeheißen hat, so dass sie umgesetzt wurde. Weniger wohlwollende Zeitgenossen vermuten sogar, dass die zu Ehrenden sich selbst ein Denkmal gesetzt haben, ohne Zustimmung des Vereins, aber das will ich -noch- nicht glauben. Zumal ich immer der Ansicht war, dass so eine Steinlegung auch der Zustimmung der Stadt bedarf, aber da mag ich mich irren.

Auf jeden Fall ist mein persönliches Empfinden, dass durch diese Pflastersteinverlegung das Prinzip der Stolpersteine an sich ins Lächerliche gezogen wird. Mit diesen Steinen wird an von Nazis Verfolgte und Getötete erinnert, wie bei diesem hier in der Simon-von-Utrecht-Straße in Hamburg.

Selbst für die rassistisch verfolgten Brüder Lang gab es „nur“ eine Gedenktafel

was natürlich völlig korrekt ist. So, wie es ist.

Wissen Sie, während ich hier schreibe, schwillt mir eigentlich immer mehr der Kamm. Aber um diese Energie in geeignete Aktivitäten zu kanalisieren, habe ich beschlossen, bei der diesjährigen JHV einen Antrag auf Entfernung der Lobespflastersteine zu stellen. Nicht der Personen wegen, sondern der Form der Ehrung wegen.

Ein paar Unterstützer, die das ebenso unangemessen, unangebracht, respektlos und instinktlos finden wie ich, gibt es schon. Es gibt aber auch andere Meinungen, die ich Ihnen nicht vorenthalten will. Zu der Ankündigung des JHV Antrags gab es im Forum folgende Meinung:

Willst du uns mit solchen belanglosen Anträgen zu Tode langweilen? Die Steine sind zwar völlig daneben, aber Anträge sollten erst ab einer gewissen Relevanz gestellt werden.
Solche Anträge bewirken nämlich nur, dass alle bei wirklich wichtigen Anträgen schon so genervt bzw. müde sind, dass einige rein willkürlich die Hand heben oder sie grundsätzlich ablehnen, weil man bei der Annahme sich mit den Konsequenzen auseinandersetzen müsste.

Daneben sind sie also schon, die Steine, und zwar ziemlich, aber dennoch belanglos. Und vor allem viel unwichtiger als die wirklich wichtigen Anträge. Ich erspare uns jetzt die Vermutung, was für wichtige Anträge der Verfasser da meinen könnte. Relevanz hat ein Antrag dann, wenn ihn jemand stellt, formuliert und vorträgt. Und bei diesem hier erwarte ich gerade beim FC St. Pauli eine erhöhte Sensibilität fürs Thema und das ist hier nicht passiert.

Da ich es wie immer genau wissen will, habe ich an geeigneter Stelle heute morgen nachgefragt und erhielt die umgehende Antwort, man würde sich darum kümmern und mir alsbald die Informationen geben. Da ich bei dieser geeigneten Stelle weiss, dass es sich nicht um leere Versprechungen handelt, warte ich nun gespannt auf Fakten.

Für mich steht jedenfalls fest, dass diese Steine weg müssen.

Für den leider kürzlich verstorbenen Günter Peine hingegen erwarte ich baldmöglich eine Ehrung.

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22 Gedanken zu „Die Steine des Anstosses…

  1. E. Griephan sagte am :

    Wirklich eine reife Leistung im Sachen Scheuklappen auf den Augen, bzw mangelnden Feingefühls.

    Die Foren-Reaktion, nun Ja, man möge sie so stehen lassen.

    Hätte den Direktweg auch vorgeschlagen, aber den haben Sie ja bereits genommen.

    Bleiben Sie dran.

    • Die Reaktion im Forum gehörte aber irgendwie dazu. Weil man sich immer mal wieder vor Augen führen muss, dass im heilen FC St. Pauli-Kosmos auch noch solche kreisen.

      Ich bin immer für den direkten Weg, alles andere endet ja immer nur in haltlosen Spekulationen. Bevor ich mit Kanonen auf Spatzen schieße, nöchte ich zumindest wissen, ob es die richtigen Spatzen sind.

  2. Pingback: 2.Spieltag (H) – FC Ingolstadt | Übersteiger-Blog

  3. Das sehe ich etwas anders. Ob man nun Leuten eine Danksagung geben muss, oder auch nicht, ist sicherlich fraglich und kann durchaus diskutiert werden. Jedoch einem Künstler der ein, sicherlich ehrenhaftes, aber dennoch (aus meiner Sicht) kommerzielles Projekt auf die Beine gestellt hat, eine Monopolstellung für in die Erde eingelassene Gedenksteine zu zusprechen, halte ich dann doch für zuviel des Guten, zumal in diesem Fall die Form und Farbe und sonstige Gestaltung bei weitem nicht an das Projekt Stolpersteine erinnert. Auch kann ich beim besten Willen, daraus keine Verunglimpfung erkennen.

    • Das sei Ihnen auch belassen, nur geht es vielen anderen eben anders und die Assoziation „Stolpersteine“ ist sofort da. Was mich über diese -für mich- unpassende Idee hinaus ja auch noch interessiert, ob es sich um eine selbstbeschlossene Ehrung handelt oder eine vom Verien initiierte.

  4. Ich finde ja nach wie vor die „Ähnlichkeit zu den Stolpersteinen“ für mich persönlich gar nicht so groß. Und ich glaube (allerdings ehrlich ohne direkte Beispiele zu kennen), dass es genug Beispiele gibt, wo eben Gebäude etc. mit vergleichbarem Belegt werden, um irgendwem zu Danken. Ich glaube, im Forum schrieb jemand, dass man dann auch über den Walk of Fame diskutieren müsste, der ist zwar älter, aber ich sehe das schon ähnlich. Wären die Steine gülden… wäre es für mich was anderes.

    ABER!

    Völlig unabhängig von den Stolpersteinen finde ich den Fakt, dass hier zwei IM AUFTRAG DES VEREINS und gerade im Fall Vierkant ja auch durch den Verein bezahlt IHREN JOB machen, und dafür *ohne* Rücksprache mit dem Verein (und nein, dazu gehört keine informelle Nachfrage beim Zeugwart, sowas in dem Ausmaß gehört vor die JHV) sowas machen dermaßen katastrophal, dass es in meinen Augen fast schon eine Kündigung rechtfertigt.

    Mal ehrlich, ich werde von meinem Arbeitgeber dafür bezahlt, eine neue Immobilie zu finden/bauen zu lassen/das zu koordinieren und denke mir dann mal, dass ich es doch super fände, meinen Namen irgendwo so semiunauffällig auf die Hauswand zu pinnen? Da wird voraussichtlich nicht lange diskutiert, das wird entfernt und ich gleich mit. Und das mit Recht…

    Meine Fresse. Hybris ich hör Dir trapsen.

    • Wie gesagt, ausser, dass sie keine Messingplatte haben, sind es ins Pflaster eingelassene Danksagungs-Gedenksteine.
      Über den Walk of Fame hätte ich -zum Beispiel innerhalb des Stadions- nicht mal ansatzweise nachgegrübelt, das ist so hollywoodesk, dass da keinerlei Stolperstein-Erinnerungen hochgekommen wären.

      Ob die zwei Geehrten sich nun eigenmächtig selbst geehrt haben oder ob das vomm Verein abgesegnet ist, weiss ich ja noch nicht, deswegen habe ich ja mal eine offizielle Anfrage gestellt. Wenn das eigenmächtig war, ist das eine Geltungs-und Großmannssucht, die widerlich ist. Was noch zum Thema dazukäme. Weg müssen die Dinger so und so. Meine Meinung.

  5. Pingback: Stoplert Torsten Vierkant (Stadionbau-Beauftragter des FC St. Pauli) an seinem Ego? #Stolpersteine | St. Pauli Links | SPNU - St. Pauli News & Social Club |SPNU

  6. Piet sagte am :

    Hmm, hmm… eine direkte Verwechslungsgefahr sehe ich zwar auch nicht, kann aber schon nachvollziehen, dass sich bei manchem Assoziationen zu Stolpersteinen einstellen. Zumindest war auch ich unangenehm berührt, als ich die Bilder beim Lichterkarussell sah, schon weil ich derart Profanes! im Boden der Süd nicht erwartet hätte.

    Wie man auf den Gedanken kommen kann, einem Mitarbeiter für die schlichte Erledigung seines Jobs (schlimmstenfalls: sich selber und ohne Genehmigung des Vereins) ein solches Denkmal zu setzen (man sollte doch erwarten, dass die Leute nach so vielen Jahren ein wenig vom Geist St. Paulis in sich aufgenommen hätten), ist mir völlig schleierhaft! Selbst CL als Meister der (Selbst)Inszenierung, der ja nicht wenig Anteil am Neubau des Stadions hatte, wäre wohl nie auf den vermessenen Gedanken gekommen, sich ein derart peinliches Denkmal zu setzen.

    Aber vielleicht bekommt ja auch jeder Fan noch seinen Vorplatz-Stein (für kultige 19,10 €), mit dem er sich selbst für sein jahrelanges Engagement danken darf?!

    Mannmannmann (Herr, Hirn, Himmel und so)…

    Ich gehe übrigens davon aus, dass die Steine noch vor der nächsten JHV verschwunden oder, so viel Vertrauen habe ich in unsere Jungs&Deerns, kreativ umgestaltet worden sein werden. 😉

    • Es klang ja schon an, dass eine Beseitigung bzw. „Umgestaltung“ ja auch inoffiziell möglich wäre. ich wäre aber trotzdem eher für den offiziellen Weg, zumal man ja auch noch einige andere Antworten gern hätte.

      Witzig, an Corny habe ich auch gedacht und bin zum gleichen Ergebnis gekommen.
      Genau, profan ist es noch dazu.

  7. astro sagte am :

    Die Steine sind laut Aufschrift im Namen des FC St. Pauli. Da würde ich schon gerne erfahren, wer im Verein das abgesegnet hat – dürfen sollte das wohl nur das Präsidium. Genauso die mindestens genauso peinlichen Mosaiksteine an der Kita, wo die Herren gleich ein zweites Mal „geehrt“ werden.
    Außerdem wäre ich mir nicht so sicher, ob Helbing wirklich noch „ehrenamtlich“ tätig ist.

    Im Zweifelsfall auf einer JHV klärungsbedürftig könnten also 3 Punkte sein:
    1. Wer hat über die beiden „Danksagungen“ bzw. Namensnennungen der Personen auf welcher Grundlage entschieden?
    2. Welchen Beschäftigungsstatus haben die betreffenden Personen? (bei Vierkant ist das eigentlich klar).
    3. Welche Vorteile wurden Mitarbeitern des Vereins oder angeschlossener Gesellschaften von Auftragnehmern und insbesondere vom GU Hellmich gewährt, wie ist dieser Aspekt in den Anstellungsverträgen der betreffenden Mitarbeiter geregelt?

    • Diese und ähnliche Fragen habe ich dem Verein vereits gestellt und werde in den nächsten Tagen detailliert Auskunft erhalten, die ich dann hier auch update.

      Der Beschäftigungsstatus von Helbing ist mir auch nicht so ganz klar, außerdem sind noch etliche K „Vergütung der „Ehrenamtlichkeit“ im Raum. Alles Dinge von Interesse.

      Punkt 3 ist auch hochinteressant. Notiert!

      Diese Mosaiksteine finde ich zwar auch irgendwie peinlich, aber was „drinnen“ passiert, ist noch eine andere Sache. Anscheinend brauchen die Herren diese Art Beweihräucherung fürs Selbstwertgefühl. Traurig genug. Mir würde es reichen, im nächsten Jahrhundertbuch erwähnt zu werden. 😉

      • astro sagte am :

        Laut Forum übrigens angeblich 120.000 Euro für Helbing. Wie gesagt: Forum, keine offizielle Quelle. Allerdings von einem User, der durchaus schon korrekte Dinge gepostet hat.

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  10. manzi_forever sagte am :

    Diese Art der Selbstdarstellung kommt einer Verhöhnung der Naziopfer gleich! Schamlos, geschmacklos, peinlich.
    Bitte sofort weg damit.

  11. Also Selbstbeweihräucherung kann es nicht sein, denn da steht ja „der FC St.Pauli bedankt sich bei H+V“, also geh ich davon aus, dass irgendwer anders das initiiert hat, irgendein FC St.Pauli. Meiner keinesfalls, meiner würde das nicht machen.
    Ernsthaft: das ist so unglaublich peinlich, da fehlen mir die Worte.
    Danke jedenfalls, dass Sie da mal nachgefragt haben, ich bin sehr gespannt auf die Antwort. Momentan kann ich mir keine vorstellen, die mich auch nur im Ansatz befriedigen würde. Egal wie sie ausfällt, die Steine müssen weg. Meine Stimme auf der nächsten JHV haben Sie, ich geh aber davon aus, das wird bis dahin nicht mehr nötig sein.

  12. Ich stimme Ihnen zu. Die Assoziation zu den Stolpersteinen war auch mein erster Gedanke. Auch wenn damit keine Gleichsetzung beabsichtigt war, so hat es doch eine Verwässerung des Gedenkens zur Folge.
    Ehrenamtliche Vereinsarbeit ist gut, wichtig und anerkennenswert. Aber sie verdient nicht das gleiche Gedenken wie die Opfer des Nationalsozialismus.

    Wo wir schon bei Gedenksteinen sind, erlaube ich mir hier meine Gedanken zu verlinken, die ich just dieses Wochenende beim Anblick eines Gedenksteines für erschossene Juden in Litauen hatte: http://mosereien.wordpress.com/2012/08/12/holocaust-massengraeber-joneikiskes/

    Viel Erfolg bei der Mitgliederversammlung!

  13. Zum dritten Mal traf man sich, um Zeuge zu sein bei der Verlegung von elf Stolpersteinen an sieben Pl¦tzen unserer Stadt durch Gunter Demnig. Wie immer hatte sich Dr. Fritz Reuter um die Recherchen und die Erstellung der Texte gekmmert, die vor Ort verlesen wurden, auch wie immer untersttzt von Frau Annelore Schl￶sser. Im Unterschied zu den ersten beiden Veranstaltungen steuerten dieses Mal viele Schler Informationen und Texte bei, die sie im Rahmen des Religions- oder Geschichtsunterrichts erarbeitet hatten, Rudi-Stephan-Schler, betreut von OStR Adele Weirich, und Gau￟-Schler, betreut von Frau Werger. Dies gab, wie Dr. Reuter ausfhrte, der Veranstaltung einen anderen, neuen Charakter. Weitere Textbeitr¦ge kamen noch von Frau Sibylle Meisenzahl-Michel, einer Enkelin von Rosel Schloss, fr die ein Gedenkstein verlegt wurde.

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