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.. ist die einzige Möglichkeit

Review 21.09.2012 FSV Frankfurt vs. FC St. Pauli 2:1

Eigentlich wollte ich über dieses Spiel gar nichts schreiben. Aber als ich das beim Übersteiger gelesen habe

Wenn ich persönlich eine „Wer-ist-Schuld“-Plakette verteilen müsste, würde sie weder ein Schindler noch ein Kalla bekommen (welche ich live als Totalausfälle gesehen hatte) – die Schuld trägt für mich die Stimmung im Team. Diese wird zwar von offizieller Seite immer wieder als herausragend, fast sogar zu gut, dargestellt und auch SchuSchu lobt sie ja jederzeit, sobald irgendwo das rote Lämpchen einer Kamera aufflackert. Vielleicht stimmt dies auch im kollegialen Verhältnis, im Training und im Abschluss-Kreis nach Spielende, aber wer während der Partie in die Augen der Spieler schaut, sieht eher eine Leere. Es fehlt dieses hoffnungsvolle Flackern, welches letzte Saison so oft ansprang kaum hatte die Mannschaft ein Gegentor kassiert.

war ich mir zumindest sicher, dass wenigstens einer das auch gesehen hat. Da es diesmal keine Bezugsgruppe gab, mit der man auch mal abgelenkt ist zwischendurch, hatte ich Zeit genug, wirklich aufmerksam und lückenlos dieses Spiel zu betrachten. Und wie Herr Schubert sagt, man muss nicht alles schlechtreden jetzt, aber zum Schönreden fehlt mir der Anlass. Diesen Riesen-Einsatz, diesen tollen Kampf, diese Mordsverbesserung – ich hab sie nicht gesehen. Und ich gebe auch der „Atmosphäre“ die Schuld, die für mich auch einen Namen trägt. Die Jungs können mehr, technisch, konditionell – davon bin ich überzeugt. Aber sie rufen es nicht ab. Nicht gegen Sandhausen, nicht gegen Köln und auch jetzt nicht.
Als sich Bruns, Ebbers und Saglik warmlaufen hinter der Torlinie, sehe ich versteinerte Gesichter statt gegenseitiger Aufmunterung. Keine spielbezogene Anspannung, sondern eine Scheißstimmung. Und die lag nicht an dem frühen Führungstor der Frankfurter. Ich habe natürlich keine Beweise, nur so ein Gefühl, aber ich bleibe dabei: die Spielleitung tut der Mannschaft nicht gut. Das sind fast alles junge Männer, die wahrscheinlich bei entsprechender Ansprache relativ den schnell den Kopf einziehen und das kann er, unser medientalentierter Trainer. Ich muss direkt nochmal aus demm Übersteiger-Bericht zitieren:

und auch SchuSchu lobt sie ja jederzeit, sobald irgendwo das rote Lämpchen einer Kamera aufflackert

Spätestens seit der legendären „Schulte raus, Schubert drin“-PK sollte jeder bemerkt haben, dass sein Umgang mit der Öffentlichkeit und den Medien und den roten Lampen tadellos ist. Zu tadellos dem gegenüber, was man als Realität sieht. Und was man so am Rande mitbekommt.

Zusammenfassend: die alte Meckerliese was not amused again, ich bin besorgt. Immerhin hat der Verein jetzt wenigstens seine hochambitionierten Aufstiegspläne in eine der unteren Schubladen gepackt. Keine echte Überraschung.

Was sonst so war? Nichts Unerfreuliches am Bernemer Hang von den Gastgebern, nur in unseren Reihen Menschen, die „alte Schwuchtel“ immer noch als normalen Umgangston pflegen im Gespräch über gemeinsam Bekannte oder Menschen, die Zick-zack Zigeunerpack für total hippen Wortschatz halten. Bei denen krieg ich das Brechen. Ersterer Sorte habe ich ein paar Takte gesagt, er war zwar dann ruhig, aber begriffen hat er es definitiv nicht, da wette ich.

Fröhliches Umherwandern rund ums Stadion ohne Abtrennungen, Fantrennungen und mit einer Polizeipräsenz, die nicht mehr präsentiert als nur ihre Anwesenheit oder auch mal Hilfe beim Anfertigen von Pärchen-Schnappschüssen und ansonsten entspannt und total „unangezogen“ an den Einsatzwagen lehnt. Gleich zwei (!) Polizisten am Bahnhof Hauptwache (mehr waren es nicht), die sich in ein angeregtes Gespräch über Fußball verstricken ließen – ich mag das. Wenn es überall so wäre…

Stimmung. Ich hab ja gelesen, die Stimmung sei so toll gewesen. Das stimmt meines Erachtens nach zum Teil. Da, wo USP und -Affine standen und die drei Zaunkönige saßen, wurde gesungen, gewedelt und was sonst dazu gehört. Aber fünf Meter rechts ging da schon nicht mehr viel bis wenig. Ohne USP wär da gar nichts los. Ist so. Schade finde ich nach wie vor, dass die drei quasi nebeneinander sitzen vor einer Gruppe, die das auch alleine könnte, die Nebenschauplätze aber nicht miteinbezogen werden. Ich denke, das würde besser funktionieren, wenn sich die Einheizer verteilen würden. Ab und zu mal aus 30 Meter Entfernung angewunken werden, reicht für viele als Ermunterung nicht aus.

Dass keine überragende Stimmung aufkam aufgrund der Spielsituation, ist allerdings verständlich. Ich verharrte dann selbst irgendwann in stummer Frustration. Wobei meine Erwartung im Grunde ja auch nicht enttäuscht wurde. Ein 2:1 war mein Tipp.

Die Frankfurter Mannschaft spielte nun auch keinen überragenden Ball, aber bei den Jungs hab ich das gesehen, was ich bei unseren vermisste. Immer wieder Druck nach vorne, dafür zwar hinten weit offen, aber der das Ergebnis ist der Lohn des Sturms und des Dranges. Wenn man Frankfurter Spieler höflich Richtung Tor begleitet, statt sie mal abzugrätschen -was sicherlich auch der Stimmung mal gut täte- dann ist das eben … nett.
Wo sind die blutigen Knie eines Brunnemann, wo die Wadenkrämpfe eines Lechner? Biß sieht für mich anders aus, auch wenn einige das als tollen Kampf gesehen habe. Und hier schließt sich der Kreis zum Eingangszitat: mir fehlt auch das Feuer in den Augen. Und im Spiel. Und ich muss dazu keinen Sieg sehen, um zufrieden zu sein.

P.S.: Man kann natürlich auch das Beste draus machen und das schafft mit seiner unvergleichlichen Art immer wieder der Gegengeraden-Gerd.

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13 Gedanken zu „Review 21.09.2012 FSV Frankfurt vs. FC St. Pauli 2:1

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  3. Ich hab das Spiel nur im TV gesehen – daher hatte ich keinen direkten Blick in die Augen beim warm machen – aber ich habe eine gute Leistung gesehen. Und zwar bis zum Torabschluss. Machen die vorne auch nur die Hälfte der 100%igen, gewinnen wir das Ding locker. Freude und Funkeln hin oder her.
    Defensiv verbesserungswürdig – aber nun – ist ne junge Truppe. Aber der Gesamtauftritt und die Einstellung waren gut.

    Darf ich auch mal etwas interpretieren? Der Trainer scheint für Sie ein rotes Tuch zu sein – egal was er macht, er könnte doch sowieo nichts richtig machen 😉

    Auch beim Rest bin ich (wieder Mal) nicht ganz bei Ihnen.

    Die Zaunkönige werden nicht von allen akzeptiert. Von daher könnte ein weiteres verbreiten auch Kontraproduktiv sein. Einige haben ja vielleicht auch nen Grund, etwas Abseits zu stehen. Ich z.B. finde toll, was USP macht – mag aber persönlich keinen Vorturner vor mir auf dem Zaun.

    Und gerade Brunnemann als Beispiel für Einsatz und Teamspirit zu bringen, halte ich auch für gewagt. Fehlt nur noch Ludwig.

    Grüße von der Nordsee

    • Ok, zu einem Spiel gibt es bekanntlich viele Meinungen, Ihre wie auch meine und die auch jeweils mehrfach. Und ich bin ja hier auch total für das Einbringen jedweder Meinungen. 🙂

      Ja, Schubert ist ein rotes Tuch für mich und ich fühle mich günstigerweise immer wieder mal bestätigt, nicht nur durch die Leistungen der Mannschaft.

      Ich finde es auch großartig, wie sich USP immer reinhängt, habe halt insbesondere bei diesem Spiel festgestellt, dass es ohne USP extrem leise gewesen wäre.

      Brunnemann habe ich wegen der blutigen Knie als Synonym eingesetzt. Hat Ludwig im Dienst jemals geblutet? Auf den wäre ich nun unter keinen Umständen gekommen, keine Sorge 😉

  4. Rainer sagte am :

    Ihr habt schon richtig Stimmung gemacht, das Problem im Stadion ist die besch* Akustik.
    Merke: es gibt keine Dächer über den Stehplätzen.

    • Das ist wohl war, aber ich meinte auch eher die Stimmung im Block, vor allem des rechten Bereichs der Stehplätze, die eher nur vereinzelt mal loslegten. Und meistens eher nicht. Da kann die Akkustik auch nix für und ich schließe mich in dem Fall auch gar nicht aus 🙂

  5. Ich fühle mich mit meinen Trainingseindrücken bestätigt. Zwischen Mannschaft und Trainer stimmt es nicht!

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  7. Ich hoffe Sie verzeihen mir: „Gegen Bornheim kann man mal verlier´n, gegen Bornheim kann man mal verlier´n ! “

    Ausser das wir effektiver spielen als zuvor, haben wir im Moment auch eine gehörige Glückssträhne.

    Eigentlich wollen wir gar nicht aufsteigen, wir halten uns nur da oben auf um gewisse Medien zu ärgern. 😉

    Im Ernst, ihre Jungs werden definitiv noch die Kurve kriegen. So schlimm sah es wirklich nicht aus am Freitag.

    • Ich hätte es ja gut gefunden, wenn wir den Song mal angestimmt hätten. So wie die Sandhausener bei uns.
      Das Glück dem Tüchtigen und dem Beflügelten, sag ich da nur. Ich hoffe, Sie halten sich noch eine Weile da auf, das würde mir besser gefallen als einige andere Clubs 😉

      Wir werden sehen. Heute zum Beispiel…

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