Fabulous Sankt Pauli

.. ist die einzige Möglichkeit

Stille Post, lautes Netz – In Sachen René Schnitzler

Da hat Stern eine Pressemitteilung veröffentlicht, die auf einen in der nächsten Printausgabe erscheinenden Artikel verweist und schon wird aus einem Bestechungsversuch im Netz eine erfolgte Manipulation.

Und wenn da noch so klar und deutlich steht

Der frühere St.-Pauli-Stürmer René Schnitzler gibt im neuen stern zu, mehr als 100.000 Euro dafür genommen zu haben, dass er insgesamt fünf Spiele des FC St. Pauli manipuliere..

(einfacher formuliert: er hat Geld dafür bekommen, damit er das machen soll)

und explizit

Im Gespräch mit dem stern gab Schnitzler an, Geld von einem Wettpaten namens „Paul“ bekommen, aber keines der fraglichen Spiele manipuliert zu haben.

(einfacher formuliert: er hat Geld bekommen, aber nichts dafür geliefert)

verbreitet sich durch einäugiges Lesen in Windeseile die Nachricht, René Schnitzler habe Spiele manipuliert.
Wie er das bei 57 Minuten Spielzeit in den fraglichen Partien ohne Hilfe gemacht haben soll, wissen die Götter. Oder eventuelle Mitverschwörer. Von denen aber bisher noch nicht die Rede ist.

Mein Held war Schnitzler noch nie, im Nachhinein erklärt aber die eingestandene Spielsucht einige Verhaltensauffälligkeiten während der Zeit beim FC Sankt Pauli.

An dieser Stelle würde ich mir wünschen, dass Artikel etwas aufmerksamer gelesen werden, bevor sie mit großem Bohei inhaltlich weitergetragen werden.

Printmedien formulieren zuweilen gerne so, dass man das liest, was man vielleicht gern lesen möchte, aber es eben da nicht steht.

Der Verien sagt dazu das hier.

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21 Gedanken zu „Stille Post, lautes Netz – In Sachen René Schnitzler

  1. Pingback: Schaden für den FCSP – Schnitzler nahm Geld für Spielmanipulationen an « KleinerTods FC St. Pauli Blog

  2. kleinertod sagte am :

    Schaden hat er in jedem Fall angerichtet. Dazu braucht es keine erfolgreiche Manipulation – das Geld an sich dafür anzunehmen, war bereits ein großer Fehler. Ob noch mehr dazu gekommen ist als allein das, dies ist ein anderes Thema.

    • Eine erfolgreiche Manipulation hätte deutlich weitreichendere Konsequenzen als der Fehler des Spielers, Geld zu nehmen mit der Zusage, das zu tun. Tatsächlich verschobene Spiele wären richtig übel.

      Die Geschichte tut dem Verein sicher nicht gut, gut täte aber die Feststellung, dass es nicht dazugekommen ist. Wenn sich das zementiert.

      Edit: Mir ging es in erster Linie um die rasche Verbreitung als „Tatsache“, dass Schnitzler Spiele manipuliert hat und das auch zugegeben hat auf Basis der stern-Pressemitteilung. Das ist schlichtweg falsch.

      • kleinertod sagte am :

        Erfolgreiche Manipulationen sind ja immer sehr schwer zu beweisen – eigentlich fast nur auf explizite Geständnisse hin. Was nun auch immer war und was zu beweisen sein wird – ein schlechter Beigeschmack wird bleiben.

        • Auch an dieser Stelle bleiben nur Spekulationen anhand des Spielverlaufs, an welchen Stellen es eventuell zu Unregelmässigkeiten gekommen ist.

          Im Übrigen kommt der große Artikel ja erst, er beinhaltet auch einiges andere, das zu weiteren Spekulationen Anlass bietet.

          • kleinertod sagte am :

            Bei einer Weiterverbreitung kommt ja häufig noch etwas durch Weglassen dazu – weswegen ich bei meinen Formulierungen ja auch vorsorglich genau aufgepaßt hatte. Derartiges Verhalten müßte man von den allgemeinen Medien auch erwarten können, wenn man durch gegenteilige Erfahrungen nicht schon längst den Glauben diesbezüglich bei den meisten verloren hätte…

            Die Unregelmäßigkeit bestand aber bereits im Geld annehmen. Alles weitere ist ein anderes Thema, bei dem es nach aktuellem Stand kein Geständnis und keine sonstigen Belege gibt.

  3. Solange er kein Eigentor geschossen hat, ist man auf seine Aussage angewiesen.

    • Dann muss man aber auch bei der Aussage bleiben, wenn man sie weiterträgt. Wie man darüber spekuliert, ist wieder was anderes, nur sollte das als Spekulation erkennbar sein und nicht als verfälschte Weitergabe von „Fakten“.

      Sorry, ich bin da vielleicht etwas zu akribisch 😦

  4. wo wurde das denn rasch verbreitet?
    Bei mir kam es so an: Geld angenommen, aber zu (wasauchimmer) gewesen um das Spiel zu manipulieren.

    Nur: In diesen Kreisen werden selten Geldgeschenke gemacht. Irgendeine Gegenleistung wird da erwartet. oder Geld zurück.

    • Dann kam es bei Ihnen ja richtig an.

      „Abgefälscht“ verbreitet in erster Linie im Forum, auf twitter (entsprechende tweets oder Links zu Blogeinträgen wurden korrigiert), in schnell veröffentlichten Blogs (auch da wurde korrigiert).

      Natürlich wird da Gegenleistung erwartet, anderenfalls gibt es Druck.
      Kaufen Sie einfach das Heft, das wird weiterführend erläutern. Ich greife dem hier nicht vor.

  5. @kleinerTod (ich mache mal hier unten weiter)

    Dass diese Unregelmässigkeit bereits sehr unschön ist, habe ich ja auch nicht bestritten. Ich kritisiere nur das willkürliche Ausweiten der erfolgten Bestechung zur erfolgten Manipulation.

  6. Hansi Bargfrede sagte am :

    …ich fasse das einfach nicht.
    Schon wieder wird eine Sau durchs Dorf getrieben und inzwischen alle großen Nachrichtensender berichten darüber an exponierter Stelle.
    Diesmal ist es der FC St. Pauli und einer seiner (ehem.) Spieler, die betrogen haben sollen.
    Hat jemand gezählt (ausser vielleicht der Staatsanwaltschaft), der wievielte Bundesligaverein das schon ist, der in den Medien als belastet angeprangert wird?
    Wenn der „Skandal“ tatsächlich so groß ist, warum wird nicht augenblicklich der gesamte Spielbetrieb im Berufsfußball gestoppt, bis über die schweren Betrugsvorwürfe Klarheit herrscht? Bei Schwarzarbeit werden doch auch ganze Bauprojekte z.T. für Stunden gestoppt, ohne Rücksicht auf die Kosten. Und da geht es gerade mal um einige hundert Euro Abgaben.
    Bei dem vorgeworfenen, organisierten schweren Betrug geht es neben Steuerhinterziehung als geringfügigerem Tatbestand, um Millionen, die auch noch häufig ausserhalb Europas erst wertgestellt werden.
    Es geht also um internationales, organisiertes Kapitalverbrechen und es passiert…gar nichts!!!
    Ein ehemaliger Schiri im Knast, ein kleiner Berliner Hartgeldlude vor Gericht….das war´s bisher!
    Und jetzt ein intelektuell eher untalentierter, erfolgloser ehemaliger Berufsfußballer im Fokus, dem die publikumswirksame Idee gekommen ist, sich medienkompatibel als reuigen, geläuterten, vorgeblich süchtigen, also kranken Menschen darzustellen und sich selbst eines Verbrechens zu bezichtigen!
    Merkt denn keiner, dass da jemandem ganz gehörig das Gesäß auf tiefliegend Gefrorenes geht? Da gibt es offenbar jemanden, der den „armen Süchtigen“ nach zwei Jahren an die Begleichung einer 100000 Euro teuren, vertraglichen Leistung erinnert, dabei wohl gut verständliche Worte verwandt und mit der Darstellung von Konsequenzen nicht gespart hat.
    Nicht zu fassen…
    Meine Großmutter würde sagen: „Da tun sich Abgründe auf. Alles Lug und Betrug!“
    Und Oma hat verdammt recht!

    • Der Verein wird weder angeklagt noch verdächtig und steht überhaupt nicht zur Debatte. Schön Gruß an Deine Oma, aber man kann das durchaus differenzierter sehen.

    • Bodo, wenn ich Dich so lese, mache ich mir immer Sorgen um Deinen Blutdruck.
      Eigentlich bist Du der erste, der sich merkbar aufregt über den x-ten Wettbetrugsmanipulationsbestechungsskandal im Fußball per se.

      Es ist -gerade jetzt- unschön, dass der FC Sankt Pauli schon wieder in die Schlagzeilen gerät, wo wir gerade mit anderen Dingen ja durchaus ausgelastet sind. Diesmal eben durch einen (ehemaligen) Spieler, der sicher nicht der einzige in der Bundesliga ist, der ein Spielproblem hat, das bei einigen wahrscheinlich schon ein Suchtproblem ist.
      Ob René Schnitzler nun spielsüchtig oder nur „vorgeblich spielsüchtig“ ist, maße ich mir nicht an, einzuschätzen.

      Dass der „intellektuell eher untalentierte“ Spieler sich gedacht hat, och, ich mach mal was mit Medien, dürfte eher der Tatsache geschuldet sein, dass ihn die Staatsanwaltschaft einkassiert hat im Rahmen anderer Ermittlungen, wenn ich mich mal spekulativ gaaaanz weit aus dem Fenster lehnen darf.

      Wie man diesen Wettskandal nun gegenüber anderen Skandalen (nicht nur Wettskandalen) positioniert, ist wieder eine andere Sache. Dioxin z.B. in meinen Hühnereiern finde ich persönlich mir einfach näher. Entschuldige die Spur Ironie an dieser Stelle.

      Ich war nie ein großer Fan von Schnitzler, einiges, was mich an ihm gestört hat, wird durch die Vorfälle ein wenig erklärbarer. Mehr aber auch nicht.

  7. Pingback: Wenig Erhellendes im Stern über René Schnitzler | STP1910

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